Das Monarch- Experiment

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Danaus plexippus gilt in Nordamerika als meist erforschter Tagfalter. Legendär sind die Wanderbewegungen nach Mittelamerika und wieder zurück.

Auch in Europa gibt es Inselpopulationen des Monarchfalters, z.B. auf den Kanarischen Inseln und Madeira.
Auch auf der iberischen Halbinsel kommt die Art vor. Entscheidend hierfür ist primär das Vorkommen der Raupenfutterpflanzen, Asclepias– Arten.  In Mitteleuropa kommen diese Pflanzen nicht in der Natur vor. Daher ist alleine schon wegen dieses Defizites keine dauerhafte Population möglich, auch nicht aufgrund einer möglichen Begünstigung durch den Klimawandel.

In einer geschützten Zucht verpuppten sich die Raupen und schlüpften im Juli aus.


Im heimischen Garten hatte ich inzwischen einige winterfeste Seidenpflanzen (A. incarnata, A. speciosa) gepfanzt.
Trotz der schlechten Wetterbedingungen wurden die Falter in die Freiheit entlassen.
(Anmerkung: Eine Faunenverfälschung liegt nicht vor, da Monarchfalter sogar schon an der englischen Küste gesichtet wurden. Die Wanderfalter gelangen gelegentlich mit Windströmungen nach Mitteleuropa, können hier aber nicht dauerhaft überleben.)

Eine erste Beobachtung war, dass die Falter in den Garten zuückzukommen schienen. Sie konnten mehrere Tage dort beobachtet werden.
Das deckt sich mit dem Verhalten der Falter auf La Palma (Kanaren). Dort leben relativ beständige Populationen vorwiegend in Park- und Hotelanlagen mit dem Vorkommen von Asclepias– Pflanzen. Auch dort sind diese Pfanzen nicht heimisch, finden aber hervorragende Bedingungen vor, sich zu verbreiten. Ursprünglich werden sie dort als Zierpflanzen in kultivierten Bereichen gepflanzt.

Trotz der schlechten Witterungsverhältnisse konnte ich einige Eier an den Pflanzen entdecken und später sogar immerhin eine erwachsene Raupe.

Vor Vögel sind die Raupen wegen ihrer Giftigkeit weitgehend geschützt, aber Wespen und Hornissen scheinen die Räupchen durchaus auf den Speiseplan zu nehmen.

Dauerhafte Populationen wird Danaus plexippus in unserer Region auf absehbare Zeit nicht ausbilden können. Eine Überwinterung der Falter unter den hier herrschenden Bedingungen ist eher ausgeschlossen, obwohl auch Vanessa atalanta diesen Evolutionssprung geschafft hat.

Aber es war eine ausgesprochen tolle Erfahrung, im eigenen Garten diese imposanten Falter über einige Tage beobachten zu dürfen und sogar eine Reproduktion nachweisen zu können.

Raupe von Danaus plexippus auf Asclepias incarnata im Nordsaarland
Raupe von Danaus plexippus auf Asclepias incarnata im Nordsaarland

Ausgesprochen interessant wäre es, herauszufinden, in welchem Stadium eine Überwinterung möglich wäre. Die nordamerikanischen Falter wandern vorwiegend in bestimmte mexikanische Gebirgsregionen, wo es durchaus auch gelegentlich ziemlich kalt werden kann.
Obwohl Danaus plexippus der angeblich meist erforschte Falter sein soll, so scheinen viele Fragen noch offen zu sein.

Durch Abholzung der speziellen Waldregion in Mexiko und dem Einsatz von Pestiziden in Nordamerika brechen die Bestände dieses prachtvollen Schmetterlings immer mehr ein.

Die Zucht ab Herbst stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Seidenpflanzen verlieren ihre Blätter vollkommen. Als Ersatzfutter wird kurioserweise das Fruchtfleisch des Butternut- Kürbis angenommen. Das ist aber nicht ausreichend für die Entwicklung, da die Raupen unbedingt auch das Gift aus den Asclepias- Pflanzen mindestens teilweise benötigen.

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Mähen oder nicht mähen?

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Die Mahd von Wiesen ist unter Naturschützern, Landwirten, Politikern und sogar Wissenschaftlern stets ein heftiges Streithema. Selbst aus dem Blickwinkel der Lepidotoerologen gibt es unterschiedliche Auffassungen. Das Problem für den immerwährenden Disput ist eine fehlende Datenbasis, woran man sich orientieren könnte.

Aus diesem Grund kann ich mich auch nur auf selbst gemachte Beobachtungen und Feststellungen beziehen, wie sich eine Mahd auf Schmetterlinge und speziell deren Larvalstadien auswirkt.

Die Mahd von Wegrändern entlang von Feld- und Waldwegen wirkt sich ausnahmslos negativ auf die Bestände vieler Arten aus, die vorwiegend diese Bereiche für ihre Eiablage bevorzugen.

Dazu zählt zweifelsohne der Admiral (Vanessa atalanta), der eine regelrechte Vorliebe für Brennnesselvorkommen an Wegrändern entwickelt zu haben scheint. Denn genau an diesen Stellen, insbesondere wo Bäume oder gar Wald diese Stellen beschatten, finde ich fast zielsicher die typischen „Blattgespinste“ der Raupen. Eine Mahd zu jenen Zeiten, wo Raupen dort leben, verläuft daher für diese Tiere tödlich.  Inzwischen kann man davon ausgehen, dass zwischen Mai und September dort Raupen dieser Art leben.

Admiral (Vanessa atalanta)
Admiral (Vanessa atalanta)

Völlig anders verhält es sich beim Kleinen Feuerfalter (Lycaena phlaeas), der sich gerne karge Stellen mit wenig Bewuchs in sonnenexponierter Lage für die Eiablage aussucht. Die Eier werden vorwiegend auf Ampfer abgelegt, zielgenau auf Blätter in Bodennähe. So konnte ich feststellen, dass immer wieder Weibchen dieser Art möglichst frisch gemähte Flächen bevorzugten, wo dann die Raupenfutterpflanzen erst wenige Zentimeter aus dem Boden wuchsen.

Kleiner Feuerfalter auf der Suche nach Eiablageplatz
Kleiner Feuerfalter auf der Suche nach Eiablageplatz
Raupe von Lycaena phlaeas
Raupe von Lycaena phlaeas

Eine Mahd scheint auf viele Bläulingsarten (Lycaenidae) eine magische Anziehung auszuüben. Jedenfalls kann ich immer wieder beobachten, dass die Weibchen dieser Art stets die gemähten Bereiche der Wiese für die Eiablage aussuchen und eher nicht die hochgewachsenen Stellen daneben.

Eine Mahd scheint sich also auch positiv auf bestimmte Arten auszuwirken. Wird die Wiese jedoch mehrfach gemäht und auch noch in recht kurzen Zeitintervallen, ist dieser positive Faktor schnell obsolet.

Völlig anders verhält es sich bei einer recht selten anzutreffenden Art. Der Weiße Waldportier (Brintesia circe) hat sehr spezielle Ansprüche an sein Habitat. Es sollten sonnenexponierte Magerwiesen mit hoher Blütendichte sein, aber auch keine zu starke Verbuschung herrschen . Zudem sollte es in Waldrandnähe sein und auch felsige Elemente sollten möglichst vorhanden sein.

Weißer Waldportier besucht naturnahen Garten
Weißer Waldportier besucht naturnahen Garten

Es ist also kein Wunder, dass im massiv industriealisierten  Deutschland diese Art auf der Roten Liste gefährdeter Arten mit Stufe 2 geführt wird.
Um so stolzer bin ich darauf, dass ich diesen seltenen Falter im eigenen Garten im nördlichen Saarland seit Jahren bewundern kann.
Hier wird mit großer Sorgfalt gemäht, möglichst selten und etliche Flächen bleiben weitgehend unberührt. Diese Magerwiesenflächen werden nur einmal im Oktober unkonventionell mit Sense bzw. Balkenmäher gemäht und das Schnittgut bleibt bis zum März des darauffolgenden Jahres liegen.  So bleibt gewährleistet, dass die darin lebenden Insekten eben nicht getötet werden.

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Warum sieht man so viele Brennesselfalter?

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Als sogenannte Brennesselfalter bezeichnet man die Arten

Aglais urticae (Kleiner Fuchs)

Kleiner Fuchs (Aglais urticae)

Aglais io (Tagpfauenauge)

Aglais io (Tagpfauenauge)

Vanessa atalanta (Admiral)

Vanessa atalanta (Admiral)

Araschnia levana (Landkärtchen)

Araschnia levana (Landkärtchen)

Die Raupen dieser Arten leben fast ausschließlich auf Brennesseln. Ihr Vorkommen und die Häufigkeit hängt neben anderen Umständen maßgeblich von der Existenz der Futterpfanzen in der Umgebung ab.

Im Sommer 2021 scheinen diese Falter recht häufig aufzutreten. Zumindest kann man anhand von Beobachtungen vieler Schmetterlingsfreunde dies daraus schließen. Selbst kann ich das aus meinem direkten Beobachtungsbereich (eigener Garten im nördlichen Saarland) absolut bestätigen. Lediglich das Landkärtchen hat sich zumindest hier noch nicht blicken lassen.

Immerhin ist es toll, wenn man diese farbenprächtigen Falter so häufig erblicken kann, zumal sie auch noch recht standorttreu sind.

Doch weshalb sind ausgerechnet diese Falter in diesem Sommer so überproportional präsent? (Im Vergleich zu den 70er oder 80er Jahren ist das allerdings nicht zu betrachten. Da war das völlig normal.)

Wie bekannt ist, spielen etliche Faktoren eine Rolle hierfür. Die Wetterbedingungen sind essentiell. So machte der extrem regenreiche Mai in unserer Region den Raupen keine großen Probleme, wo hingegen andere Arten dadurch weniger häufig auftraten.  Die Witterungsbedingungen haben also großen Einfluss auf die jeweiligen Entwicklungsstadien. Falter, die vorwiegend im Mai fliegen, traf es diesmal hart. Raupen hingegen hatten aus dem gleichen Grund mehr Schutz vor fliegenden Parasiten wie Raupenfliegen oder Schlupfwespen. Diese bevorzugen eben auch trockene Flugtage.
Zudem gedeihten die Raupenfutterpflanzen ziemlich gut. Die Brennesseln in der hinteren Ecke im Garten schossen auf Höhen jenseits eines Meters. Auch im Weggraben am nahegelegenen Rad- und Wanderweg gedeihten die Pflanzen prächtig.

Mitunter entscheidend jedoch für die hohe Populationsdichte war meiner Einschätzung und Beobachtung nach, auch dass durch den verregneten Mai die kommualen Mähtrupps der Bauhöfe deutlich später unterwegs waren. Erst gegen Ende Juni wurden zum ersten Mal die Wegränder wegrasiert. Die Raupen waren zu diesem Zeitpunkt weitgehend verpuppt. Sie konnten in größeren Mengen als üblich den Tötungsmaschinen entgehen, zumindest jene, die sich nicht innerhalb der Weggräben einen Platz zum Verpuppen suchten.

Ja, ich bin mir absolut sicher, dass die Mahd eine elementare Auswirkung auf Insektenpopulationen besitzt und man dies am Vorkommen der genannten Schmetterlingsarten sehr gut feststellen kann.

Dass andere Einflüsse wie Pestizide auf benachbarten Agarflächen oder Flächenversiegelung generell noch extremer Einfluss auf die Bestände von Insekten ausüben, steht außer Frage.

Ich habe 15 Raupen von Vanessa atalanta einsammeln können, bevor dann doch die Mähaktionen einsetzten. Diese Art verpuppt sich vorwiegend an der Futterpflanze selbst. Aus 5 Puppen bzw Raupen  schlüpften unterschiedliche Schlupfwespenarten. Das ist eigentlich noch ein guter Schnitt. Zählt man die Raupen dazu, die von anderen Fressfeinden in der Regel erbeutet werden, darf man von einer Rate von etwa 2% ausgehen, wie viele Eier es schaffen, Schmetterling zu werden. Also von 100 Eiern, die ein weiblicher Falter legt, werden 2 Nachkommen das Falterdasein erreichen. Wenn es drei oder gar vier sind, ist das eine glückliche Begebenheit.

Wenn man jetzt die menschlichen Einflüsse, wie zuvor erwähnt hinzunimmt, kann man sich erklären, weshalb die Biomasse an Insekten so dramatisch einbricht. Ein Ende ist nicht in Sicht…

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Schon wieder eine Rettungsaktion (Blutbär)

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Stillgelegte Eisenbahntrassen werden oft zu Radwegen umfunktioniert. Eigentlich ist das eine tolle Sache. Auch ist es erforderlich, dass diese Wege nicht zuwuchern. Der Randbewuchs wird daher recht regelmäßig geschnitten und gemäht. Aber nicht selten werden diese Maßnahmen zu massiv in die Fläche betrieben, vermutlich um zu häufige Einsätze vermeiden zu können.

Für viele Schmetterlingsarten wurden diese Radwege zu neuen Lebensräumen. So konnte ich im Vorbeifahren an einigen Jakobskreuzkraut- Pflanzen die Raupen des gleichnamigen Jakobskrautbären entdecken. Das ist recht leicht, denn sie sehen aus wie Ringelsocken (Stutzen) von Borussia Dortmund, gelb- schwarz im Wechsel auf den Segmenten.

Die Raupe von Tyria jacobaeae ist giftig für viele potentielle Fressfeinde, weil sie eben die Giftstoffe der Pflanze aufnimmt. Das Jakobskreuzkraut selbst kann für Weidevieh tödlich sein, wenn es bei der Ernte ins Heu gerät. Pferde, Kühe oder Schafe würden beim Frischfutter von den in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffen abgeschreckt werden, die aber im getrockneten Zustand nicht mehr enthalten sind.
Die Pflanze wird daher massiv von Landwirten und Viehzüchtern bekämpft, wenngleich durch Mähaktionen erhebliche Kollateralschäden entstehen und die Verbreitung der Pflanze sogar eher begünstigt wird.

Es gibt inzwischen sogar erfolgversprechende Ansätze, mit dem Jakobskrautbär das gefürchtete Gewächs biologisch zu bekämpfen.
https://blutbaer.de/

Der hübsche kleine Schmetterling wird auch Blutbär oder Karminbär genannt. Der Nachtfalter, der auch tagaktiv ist, wird leider immer seltener. Das hat vorwiegend mit der Zerstörung seiner Lebensräume zu tun, trockene, sonnige Wiesenhabitate mit dem Vorkommen der Raupenfutterpflanze und Nähe zu Waldrändern. Also ehemalige Eisenbahntrassen sind quasi ideal für das Tier. Man muss dem Schmetterling und seiner Raupe nur diesen Lebensraum lassen. Vorsorglich habe ich die Raupen, die an Pflanzen waren, die sehr nah am Wegrand wuchsen, eingesammelt. Die Gefahr, dass sie der nächsten Mähaktion zum Opfer fallen würden, ist ständig gegeben.

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Tierarzt für Schmetterling?

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Darf man so etwas überhaupt tun?

Wer sich nun darüber aufregt, sollte zunächst einmal gegen jede Form von Tierquälerei vorgehen und auch Tierversuche unterbinden. Denn tatsächlich hat das Tier in diesem Fall ein Stück Lebensqualität zurückerlangt. Und wer mit Hund, Katze, Maus zum Tierarzt geht, will ja im Grunde auch die Lebensqualität seines Haustieres verbessern.

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Alle Jahre wieder…

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…kommt der kommunale Bautrupp der Gemeinde und mäht nach Dienstplan und Vorschrift die Wegränder und noch vieles mehr.

In diesem Jahr waren sie wegen des verregneten Mai etwas früher da, weil eben die Vegetation dadurch in kurzer Zeit sehr hoch gewachsen ist. Glück für so manches Räupchen war diesmal bei uns neben dem Rad- und Wanderweg, der hier den Ort hinaus führt, der Umstand, dass nicht so radikal der Wildwuchs im Weggraben abgemäht wurde. Auch der frühe Zeitpunkt der Mahd kam zumindest den sogenannten Brennesselfaltern etwas entgegen.

Da ich allerdings jeder Zeit mit einer neuen Mähaktion des Bautrupps rechnen muss, habe ich das Stück Wegrand mal unter die „Lupe“ genommen. Recht schnell konnte ich ein Raupennest von Aglais urticae entdecken. Das sind meist Gespinste an der Spitze der Pflanzen. Ein Kleiner Fuchs hockte zudem recht verdächtig an einem Brennesselblatt. Den habe ich dann vorerst mal in Ruhe gelassen…

Zwischenzeitlich habe ich gezielt nach speziell gefalteten Brennesselblättern Ausschau gehalten. In knapp einer Stunde konnte ich 8 entsprechende „Tüten“ finden. Oft befinden sich in zusammengefalteten Brennesselblättern auch Raupen des Brennesselzünslers oder Spinnen. Doch wenn man genau hinschaut, sind die Blätter, worin sich eine Vanessa atalanta– Raupe eingesponnen hat, quasi immer an der Mittelrippe eingeschlagen, dass die beiden Blattränder aufeinander treffen und zusammengesponnen sind. In der Regel ist das ein sicheres Zeichen auf eine Admiral- Raupe, aber manchmal sind sie auch schon ausgezogen. Gegen Ende Juni bis Anfang Juli stehen die Chancen zumindest in unserer Region (nördliches Saarland) nicht schlecht, fündig zu werden. Und meine Finger schmerzen hinterher auch immer wegen der Nesseln, weil ich wie meistens natürlich entsprechende Handschuhe vergessen habe.

Eine der Raupen fühlte sich dadurch so sehr gestört, dass sie sich eine neue Behausung sucht.
Zum Schluss habe ich dann nochmal nachgesehen, wo der Kleine Fuchs so konzentriert an einem Blatt gesessen hat. Tatsächlich hat das Tier dort seine Eier abgelegt.

Glück für mich und auch für die Eier und Raupen, dass meine kleine Inspektion so erfogreich verlief. Wieder kommen neue Gäste in meinen naturnahen Garten hinzu. Ich freue mich schon jetzt riesig auf die tollen Falter, die demnächst zusätzlich die Blumen in unserem Garten bevölkern werden, anstatt den Tod durch Mähmaschinen erleiden zu müssen.

Kleiner Fuchs (Aglais urticae)

 

Admiral (Vanessa atalanta)
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Nierenfleck- Zipfelfalter in der neuen Heimat

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Um es vorwegzunehmen, es gab heftige Kritik wegen Faunenverfälschung. Diese Kritik nehme ich als solche an, habe aber sorgfältig überlegt und entschieden, diese Migranten bei mir aufzunehmen.

Die wissenschaftliche Definition für Faunenverfälschung lautet folgendermaßen:

Veränderung des Artenbestands in einem bestimmten Gebiet durch Einführung oder Einbürgerung einer oder mehrerer fremder Arten. Da die neue(n) Art(en) ursprünglich nicht in dem Gebiet vorkam(en), kann es zu einer Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts kommen und eventuell zu einer Dezimierung oder Ausrottung einer oder mehrerer dort ursprünglich lebender Tier- und/oder Pflanzenarten.

Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/faunenverfaelschung/23856

Nach dieser Definition fand keine Faunenverfälschung statt, da die Art Thecla betulae hier im neuen Habitat vorkommt und auch nachgewiesen wurde.

Der nächste Vorwurf war dann die mögliche Vermischung des Gen- Pools. Die Falter aus der Schweiz besitzen einen anderen Gen- Pool als die hier heimischen Artgenossen im Saarland.
In der Wissenschaft sind sich die Forscher nicht einig, ob Veränderungen im Gen- Pool vorteilhaft oder nachteilhaft sein können. Es gibt Beispiele in beide Richtungen.
In Zeiten des rasanten Klimawandels, der massiven Flächenversiegelung und dem starken Einsatz von Pestiziden klingt der Vorwurf jedoch dürftig. Denn das elementarste Problem ist der extreme Artenschwund.

Mohrenfalter durch Klimawandel bedroht

Hier ging es ursprünglich um Eier des Nierenfleck- Zipfelfalters, die durch Heckenschnitt des ursprünglichen Habitats unweigerlich dem Tode geweiht waren. Sie wurden von einem engagierten Schmetterlingsfreund eingesammelt, zu mir versendet und hier bis zum Schlupf der Falter kontrolliert gezüchtet.
Die eigentlich recht häufige Art kommt im neuen Habitat zwar vor, aber mit der Zeit wegen der genannten Einflüsse immer weniger. Entscheidend ist primär, dass die Schlehenhecken im neuen Habitat auf absehbare Zeit keinem Kahlschlag zum Opfer fallen werden.

Ob der frühe Schlupf der Falter ab etwa Mitte Juni einen Einfluss auf die Reproduktion der Art haben wird, kann ich nicht beurteilen. Die Raupen sind typischerweise mit Austrieb der ersten Blätter und Knospen geschlüpft, also im Prinzip nicht außergewöhnlich. Ungewöhnlich hohe Temperaturen im Februar und ein Kälteeinbruch im April haben sich merklich auf Flora und Fauna ausgewirkt.

Bei aller Kritik steht für mich die Rettung einiger Schmetterlinge im Vordergrund. So werde ich auch weiterhin versuchen, Raupen einzusammeln, wo eine Mahd ihren sicheren Tod bedeuten würde. Und ich werde versuchen, dass mein Garten für viele Schmetterlinge ein Zuhause bietet. Ich erfreue mich jedes Mal, wenn einer dieser Nierenfleck- Zipfelfalter hoch oben in der Schlehenhecke auf mich hinunterblickt.

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The same procedure as every year…

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Schon seit Jahren haben die politisch Verantwortlichen versprochen, etwas gegen das Insektensterben zu unternehmen. Nicht erst die Krefelder Studie musste den letzten Realitätsverweigerern die Augen öffnen. Schließlich geht es inzwischen nicht mehr allein um Insekten, deren Existenz man ohnehin eher als überflüssig angesehen hatte. Es geht inzwischen auch um die Erhaltung von Nahrungsketten, was auch die Menschheit betrifft.

Geschehen ist bisher wenig bis eigentlich gar nichts.  Ein Verbot von Pestiziden begrenzt sich weitgehend auf Glyphosat, welches erst 2024 endgültig vom Markt genommen werden soll.  Aber das Gift, das tonnenweise in der Umwelt versprüht wird, ist nur ein Aspekt von vielen. Zu diesen Aspekten gehört auch das eher banale Rasenmähen, was zuweilen volkssportähnliche Züge angenommen hat.


Milliarden Insekten werden durch das Mähen von Wiesen auf einen Schlag getötet. Selbstverständlich müssen die Landwirte ihre Wiesen mähen, um Futter für das Vieh im Winter zu haben. Jedoch die Art und Weise, wie das geschieht, könnte ökologischer geschehen. Man sollte nicht die gesamte Fläche auf einen Schlag abmähen, sondern eben in mehreren Teilabschnitten. Auch die Intervalle von 3 bis 4 Mahden zwischen Mai und Oktober lassen keinerlei Erholung für die dort lebenden Organismen mehr zu. Außerdem wird mit modernen Mähmaschinen das Gras viel zu kurz abgeschnitten, oft sogar so bodennah, dass sogar der Staub vom Untergrund aufgewirbelt wird. Selbst wenn sich ein Räupchen oder ein Käfer noch vor dem Messer zu Boden fallen lassen konnte, war diese Flucht umsonst.

Noch schlimmer sind Mähaktionen, die vollkommen überflüssig sind.

Fahrbahnränder werden jedes Jahr mehrmals ebenfalls auf Bordsteinkante abgemäht. Für die Verkehrssicherheit würde sicherlich ein Meter ab Fahrbahnrand genügen. Ein Leitpfosten ist 1,10m hoch. Man kann daran leicht abschätzen, wie weit ins Gelände unnötigerweise gemäht wurde.

Überall sind sie unterwegs, die Trupps von den kommunalen Bauhöfen in ihren orangeroten Fahrzeugen.

 

Die Mahd von Wegrändern oder kommunalem Gelände scheint fester Bestandteil der Dienstpläne zu sein. Hier müssten eigentlich unverzüglich im Sinne der Artenvielfalt diese Maßnahmen neu organisiert und auf eine ökologisch sinnvolle Grundlage gestellt werden.
Wie will man hochgesteckte Klimaziele erreichen, wenn es nicht einmal gelingt, recht einfache Maßnahmen umzusetzen, welche nicht einmal auf Gegenwehr mächtiger Lobbyorganisationen stoßen würden?
Jedes Jahr das gleiche Spiel und eine Ende ist nicht in Sicht…

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Eichenprozessionsspinner – das Horrorinsekt der Kulturlandschaft

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Neulich habe ich im Garten eine Raupe vom Eichenprozessionsspinner gefunden.

Thaumetopoea processionea, wie das Tier mit wissenschaftlichem Namen genannt wird, ist berüchtigt und gefürchtet. Die Haare der Raupen führen teilweise zu heftigen allergischen Reaktionen.
Sie bilden regelrechte Raupennester an den Stämmen von Eichen, der Futterpflanze dieser Raupen. In den Gespinsten sind die Haare eingesponnen und die allergische Wirkung hält über Wochen und Monate an.  Zu Recht sollte man Kontakt zu den Gespinsten und den Haaren meiden.

Warum aber freut es mich, eine solche Raupe im eigenen Garten entdeckt zu haben?

Natürlich habe ich die Eiche, die an unser Grundstück grenzt, gründlich untersucht. Ich konnte kein Raupennest feststellen. Es handelt sich also um einen Einzelfund, was bei dieser Art doch eher erstaunlich ist. Sie leben gesellig in ihren Gespinsten oder wandern in einer Reihe dicht an dicht hintereinander, wenn sie auf Nahrungssuche gehen. Das hat ihnen auch den eigentümlichen Trivalnamen eingebracht.

Die Raupe wurde demnach vom Wind hergetragen, sodass die eigentliche Gefahrenstelle woanders zu verorten sein muss. Eine andere Möglichkeit wäre noch, dass ein noch halbwegs intaktes Ökosystem dafür gesorgt hat, dass die Massenausbreitung der Art nicht stattfinden konnte.

Jedes Jahr gibt es Horrormeldungen in den Medien über jene Eichenprozessionsspinner. Sie vernichten demzufolge ganze Wälder durch Kahlfraß und gefährden in Siedlungsnähe die menschliche Gesundheit. Die Ursachen hierfür schreibt man gern dem Klimawandel zu, weil das so einfach ist und von den eigentlich im Vorfeld begangenen Fehlern ablenkt.

Tatsächlich begünstigen trockene und warme Witterungsverhältnisse die Populationsdichte der Tiere, vorwiegend der Falter. Doch die wirklichen Gründe für die massenhafte Vermehrung der Art werden gern und wohl auch oft vorsätzlich verschwiegen.

Die Raupennester findet man hauptsächlich an alleinstehenden Bäumen in Parks oder an Strassenrändern. Auch an sonnenexponierten Stellen an Waldrändern kommen sie naturgemäß vor. Jedoch dort, wo der Mensch kaum oder gar nicht die natürlichen Lebensräume manipuliert, reguliert die Natur die Bestände der Falter und Raupen ganz allein.
Auf dem Speiseplan des Kuckucks steht beispielsweise sowohl Raupe als auch Imago von Thaumetopoea processionea. Auch Blaumeisen und andere Vögel verschmähen die Raupen vorrangig in der Brutzeit zur Aufzucht ihrer Jungen nicht. Weitere natürliche Feinde wie Wanzen, Raupenfliegen, Wespen und einige Laufkäfer haben sich auf die Raupen spezialisiert. Eigentlich gibt es keinen Grund, Panik vor einer Massenvermehrung der Eichenprozessionsspinner zu bekommen. Die Natur würde die Population regulieren. Jedoch verhindert ausgerechnet der Mensch, dass es funktioniert.
Parkanlagen werden regelmäßig gemäht, ebenso die Strassenränder. Kaum eine Fläche kann sich dem Ordnungswahn der kommunalen Dienste entziehen. Nicht von ungefähr findet man Eichenprozessionsspinner vorwiegend an Bäumen, die in einer kultivierten Umgebung stehen. Denn dort leben die natürlichen Fressfeinde nicht mehr. Deren Lebensraum wurde ja sorgfältig zerstört, also ordentlich gemäht und zurechtgeschnitten.

In den Niederlanden hat man mit Nistkästen für Blaumeisen tatsächlich Erfolge bei der Eindämmung der Eichenprozessionsspinner- Population erzielen können. Auch in Deutschland folgen einzelne Kommunen dieser Strategie. Man darf sich davon nicht zu viel erhoffen, denn wenn bereits eine Massenvermehrung stattgefunden hat, können die natürlichen Fressfeinde nur noch geringfügig etwas ausrichten. Im Juni, wo dann die Raupen nach der 3. Häutung so richtig „giftig“ werden, halten sich auch die Vögel von ihnen fern. Nur eine Kombination aus ökologischer Vielfalt kann auf Dauer helfen, die Eichenprozessionsspinner wieder auf eine verhältnismäßige Populationsdichte zurückzudrängen.

Ich kann mich hingegen entspannt zurücklehnen, denn mein Garten ist insektenfreundlich gestaltet worden und den Kuckuck höre ich gelegentlich auch rufen…

 

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Ligusterschwärmer, der unauffällige Riese

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Trotz eines ziemlich regnerischem und deutlich zu kaltem Mai 2021 schlüpfen die Faltern aus ihren Puppen. Meistens warten sie hierfür gute Wetterbedingungen ab. In diesem Jahr ist das schwierig.

Wenn man von großen, einheimischen Schmetterlingen spricht, fällt der Name „Schwalbenschwanz“ nicht selten. Nachtfalter hingegen hat man kaum dabei im Blick, denkt der Laie ohnehin dabei „nur“ an Motten, die sich gelegentlich dem Licht folgend in einer Wohnung verirren und nicht selten dadurch dem Tod geweiht sind.
Sind die „Motten“ dann auch noch etwas größer als üblich, löst das bei manchen Zeitgenossen oft Panik oder gar Ekel aus.
Dabei sind die Tiere vollkommen harmlos und das Märchen vom kleiderfressenden Ungeziefer trifft auch lediglich auf die Larve der Kleidermotte (Tineola bisselliella) zu. Der Falter selbst hingegen ist nicht einmal in der Lage, Nahrung jedweder Art zu sich zu nehmen.

Frisch geschlüpfter Falter am 24.05.2021
Frisch geschlüpfer Falter am 24.05.2021
3 Ligusterschwärmer aus der Zucht, geschlüpft im Mai 2021

Der Ligusterschwärmer ist um ein Vielfaches größer als jener kleine,  als schädlich eingestufte Artverwandte.
Abgesehen von einigen anderen Nachtfaltern, vorwiegend Schwärmern, die jedoch erst als Wanderfalter nach Mitteleuropa einfliegen, gehört Sphinx ligustri zu den größten einheimischen Schmetterlingen, die nördlich der Alpen ganzjährig alle Entwicklungsstadien durchlaufen. Mit bis zu stattlichen 12cm Spannweite ist der Ligusterschwärmer ein imposantes Insekt.

Fast noch interessanter ist die Raupe des Nachtfalters.
Ihr verdankt das Tier seinen wissenschaftlichen Namen, abgeleitet von deren Ruheposition. Die Haltung erinnert an die ägyptische Sphinx- Statue in Kairo.


Da die Raupe sich vorwiegend von Liguster ernährt, fällt sie häufig den Rückschnittmaßnahmen der Hecken zum Opfer. Die Pflanze gibt es vorwiegend als kultivierte Hecke, nur noch selten als Strauch in freier Natur. Da auch die Raupe von Gartenbesitzern oft als Schädling betrachtet wird und die Verwendung von Insektiziden immer noch große Verbreitung auch unter Hobbygärtnern besitzt, ist die Art inzwischen selten geworden.

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Schmetterlinge, Raupen, Insekten, Insektensterben