Iphiclides podalirius – Segelfalter im zeitigen Frühjahr

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Der Segelfalter ist in Mitteleuropa der nächste Verwandte des allseits bekannten Schwalbenschwanzes (Papilio machaon). Allerdings ist Iphiclides podalirius deutlich seltener anzutreffen. Beständige, aber überschaubare Populationen gibt es in Flusstälern mit steilen Hanglagen wie am Rhein oder an der Mosel.
Der Falter gilt als wärmeliebende Art. Umso erstaunlicher ist es, dass Falter der ersten Generation bereits im März fliegen.


In der Zucht wollte ich erfahren, wie früh die Falter schlüpfen. Die Puppen, die aus der Slowakai stammten, wurden kühl bei relativ konstanten Temperaturen um 12 Grad Celsius aufbewahrt. Anfang März gab es in Deutschland wieder einen Wintereinbruch, was auch das nördliche Saarland nicht verschonte. Nachts sanken die Temperaturen im Freien deutlich unter den Gefrierpunkt. Das wirkte sich auch kurzfristig auf die Haltungsbedingungen bei offenem Fenster aus. Aber unter 8 °C sank die Umgebungstemperatur nie.

Dennoch konnte man bereits am 18. März 2021 ungeachtet der niedrigen Temperaturen bei 3 Puppen die Flügel durch die Außenhülle erkennen. Leider sind die Falter trotzdem nicht geschlüpft. Sie schafften es nicht, die Puppenhülle zu durchstoßen.

Augenscheinlich scheint die Temperatur doch eine entscheidende Auswirkung auf den Schlupf und eben auf die Populationsdichte zu haben. Erwiesen ist, dass das Vorkommen nach Süden zunimmt und im Mittelmeerraum der Schmetterling sogar häufig vorkommt, während nach Norden die Populationsdichte deutlich abnimmt.

Auch gibt es in Mitteleuropa Inselpopulationen, was wohl auf das Mikroklima in diesen Regionen zurückzuführen ist. Es handelt sich vorwiegend um Regionen, die weitgehend frostfrei bleiben, jedenfalls im Durchschnitt höhere Temperaturen vorweisen als im Rest Mitteleuropas.
Diese Theorie bleibt allerdings vage. Denn Iphiclides podalirius wird regelmäßig in Ostdeutschland gesichtet, auch in Regionen mit strengen Wintern. Es ist durchaus möglich, dass die Falter dorthin einfliegen.
So besitzt beispielsweise Frankfurt/ Oder eine Durchschnittsjahrestemperatur von 10.1 °C bei 677mm Niederschlag und einer Höhe von 54m über Meeresniveau. Hingegen kommt der Segelfalter im Schwarzwald nicht vor, obwohl das Breisgau eigentlich hervorragende Bedingungen liefern würde.

Meine Zuchtpuppen hatte ich nach den herben Verlusten nun bei Zimmertemperatur gelagert und am 25. März 2021 schlüpfte endlich ein Falter.
Ich kann es nicht mit Gewissheit behaupten, aber ich hege den Verdacht, dass bei kalter Witterung viele Segelfalter nicht schlüpfen und dies ursächlich für die Populationsdichte sein könnte. Ich gehe auch mit großer Wahrscheinlichkeit aus meinen gesammelten Erfahrungen davon aus, dass die Entwicklung von Puppe zu Falter bei Iphiclides podalirius vom Tag- Nacht- Zyklus bestimmt wird und keineswegs von der Temperatur. Das kann tragisch für die Falter sein . Niedrige Temperaturen erschweren offensichtlich den Schlupf und wirken sich damit auf die Populationsdichte aus. Es ist nämlich schwer zu erklären, dass ein wärmeliebender Falter so früh im Jahr schlüpft und zwar unabhängig von Region und Temperatur.

Die Puppen wurden sorgfältig mit Bindfäden an Pflanzenstengel gebunden, wie es bei Gürtelpuppen in der Natur auch der Fall ist.

Nachweise vom Segelfalter gibt es nicht in unserer Region, aber nur knapp 30 Kilometer entfernt in verschiedene Richtungen (Mosel, Saar, Nahe) wurden immer wieder Exemplare gesichtet. Durch den Klimawandel scheint sich die Art auszubreiten, wird aber wohl selten bleiben. Die geschilderten Erfahrungen dürften zum Teil ein Grund  dafür sein, aber auch die massiv kultivierte Agarlandschaft verhindert wohl das Ausbilden beständiger Populationen. Die Falter suchen sich sonnenexponierte Hänge mit Bestand der Raupenfutterpflanzen aus, um Eier abzulegen. Dabei handelt es sich um Schlehe, Trauben- und Felsenkirsche, Weißdorn sowie Zwetschge.  Aprikose und Pfirsisch werden vorwiegend im Mittelmeerraum besetzt. Schlehdorn wird als lästiges Gestrüpp oft vernichtet. Auch ein weiterer Grund, weshalb die Art vom Ausstreben bedroht ist und in Deutschland schon lange auf der „Roten Liste“ bedrohter Arten geführt wird.

Anmerkung: Diese Ausarbeitung ist keine wissenschaftliche Arbeit. Es handelt sich um Feststellungen und eigene Analysen, die nach bestem Wissen und Gewissen ausgearbeitet wurden.

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Schmetterlingstod durch Heckenschnitt im Winter

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Es ist vielerorts üblich, dass über die Winterzeit Hecken und Sträucher gestutzt werden. Auch Bäume werden gefällt. Im März zeigt sich regelmäßig ein Bild der Verwüstung etlicher Naturlandschaften. Denn nicht selten werden auch dort jene fragwürdigen Rückschnitte vorgenommen, wo eigentlich keinerlei Veranlassung bestehen würde.

Bildquelle: Jonathan Lüscher, Waldrand bei Uster, Schweiz
Bildquelle: Jonathan Lüscher, Waldrand bei Uster, Schweiz

Die Bilder zeigen einen Waldsaum, der an eine Wiese grenzt. Vermutlich will der Landwirt damit verhindern, dass die Hecken in die Wiese wachsen oder sie zumindest verschattet. Ökologisch war das eine Katastrophe für viele Nierenfleck- (Thecla betulae) und Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni). Denn im vergangen Jahr haben dort die Weibchen der beiden Falterarten viele Eier an die Futterpfanze Schlehdorn gelegt. Die Eier überwintern vorwiegend in Astgabeln in der Nähe von Blattknospen, um im Frühjahr möglichst schnell an Futter zu gelangen.


Das Ei selbst ist kaum einen Millimeter groß, aber leuchtet weiß, dass man mit geschultem Auge durchaus welche nachweisen kann. Ein aufmerksamer Schmetterlingsfreund (Jonathan Lüscher) konnte etwa 200 Eier allein an den abgeschnittenen Zweigen finden. Daran kann man sich ausmalen, wie groß der ökologische Schaden durch unbedachtes Heckenschneiden sein kann.

Das Schneiden von Hecken und Sträuchern sowie das Fällen von Bäumen ist in Deutschland im Prinzip zwischen dem 1. März und dem 30. September laut Bundesnaturschutzgesetz §39 untersagt. Ausnahmen hiervon gibt es fatalerweise mehr als die Norm. Das Bundesnaturschutzgesetz beachtet beim Heckenschnitt allerdings auch nur Vögel und Säugetiere. Insekten, wie diese Schmetterlinge, finden keinerlei Berücksichtigung. Es ist daher auch wenig verwunderlich, dass man den massiven Rückgang an Insekten nicht aufhalten kann. Die Lebensräume werden kontinuierlich weiter zerstört.

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Magerwiese oder Blumenwiese?

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Blumenwiesen liegen im Trend. Das wurde aufgrund des Bekanntwerdens eines massiven Insektensterbens für viele Kommunen, aber auch Privatleute zum Beitrag, dagegen etwas unternehmen zu wollen.

„Gut gemeint“ ist oft nicht „gut gemacht“. Einfach eine Aussaat bunter Blumen bringt nachhaltig meist wenig. Es summen zwar Bienen und auch Schmetterlinge finden sich gelegentlich ein, jedoch ist die Auswahl der Pflanzen von entscheidener Bedeutung.


Einheimische Gewächse, vorrangig Pflanzen, die auf kargen, oft sandigen Böden noch gedeihen, werden von der Insektenwelt bevorzugt. Man spricht dann auch von einer Magerwiese. Der Boden ist weitgehend nährstoffarm, also „mager“. Das Gegenteil sind „Fettwiesen“. Diese kann man insbesondere im Frühjahr gut erkennen, wenn irgendwo ein Meer von Löwenzahnblüten zu erblicken ist. Das ist nicht selten ein Zeichen, dass dort Gülle eingebracht wird. Dadurch erhält der Boden viele Nährstoffe und Pflanzen, die solche Bedingungen beanspruchen, gedeihen dort besonders gut. Auch diese Wiesen besitzen ihre Daseinsberechtigung, denn auch dort leben spezialisierte Pflanzen und Insektenarten.
Allerdings bevorzugen gerade Schmetterlingslarven größtenteils Futterpflanzen, die auf Magerwiesen wachsen. Die Flockenblume ist dort häufig anzutreffen, aber auch viele andere Insektenmagneten.


Besonders gefreut hat mich der Fund eines Raupengespinstes vom Wegerich- Scheckenfalter (Melitaea cinxia), einem Falter, der sich nur in weitgehend naturbelassenen Wiesenrefugien mit den Raupenfutterpflanzen wohl fühlt.
Im zeitigen Frühjahr, hier ab etwa Anfang März 2021 verlassen die jungen Raupen ihr Gespinst, wo sie gemeinschaftlich überwinterten. Eine Mahd im Herbst hätte die Raupen allesamt getötet. Dementsprechend ist es von großer Bedeutung, wenn man der Natur etwas nachhaltig Gutes tun möchte, entgegen aller verkrusteten Vorstellungen von Ordnung, die Wiese nicht zu mähen oder eben mit Sense oder Balkenmäher schonend und das Schnittgut auch bis in den März des Folgejahres liegen zu lassen.

Eine Blumenwiese erfüllt nur einen geringen Zweck, wenn man sie den Insekten nicht das komplette Jahr zur Verfügung lässt. Die Insekten ziehen ja nicht wie Zugvögel in den warmen Süden und kommen im Frühjahr wieder zurück. Sie leben meist das ganze Jahr in ihrem Lebensraum, nur eben weniger sichtbar.

Raupen wie jene vom Wegerich- Scheckenfalter sind gute Indikatoren, dass man mit der angelegten Blumenwiese auf dem richtigen Weg ist.

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