Die Mahd von Wiesen ist unter Naturschützern, Landwirten, Politikern und sogar Wissenschaftlern stets ein heftiges Streithema. Selbst aus dem Blickwinkel der Lepidotoerologen gibt es unterschiedliche Auffassungen. Das Problem für den immerwährenden Disput ist eine fehlende Datenbasis, woran man sich orientieren könnte.
Aus diesem Grund kann ich mich auch nur auf selbst gemachte Beobachtungen und Feststellungen beziehen, wie sich eine Mahd auf Schmetterlinge und speziell deren Larvalstadien auswirkt.
Die Mahd von Wegrändern entlang von Feld- und Waldwegen wirkt sich ausnahmslos negativ auf die Bestände vieler Arten aus, die vorwiegend diese Bereiche für ihre Eiablage bevorzugen.
Dazu zählt zweifelsohne der Admiral (Vanessa atalanta), der eine regelrechte Vorliebe für Brennnesselvorkommen an Wegrändern entwickelt zu haben scheint. Denn genau an diesen Stellen, insbesondere wo Bäume oder gar Wald diese Stellen beschatten, finde ich fast zielsicher die typischen „Blattgespinste“ der Raupen. Eine Mahd zu jenen Zeiten, wo Raupen dort leben, verläuft daher für diese Tiere tödlich. Inzwischen kann man davon ausgehen, dass zwischen Mai und September dort Raupen dieser Art leben.
Völlig anders verhält es sich beim Kleinen Feuerfalter (Lycaena phlaeas), der sich gerne karge Stellen mit wenig Bewuchs in sonnenexponierter Lage für die Eiablage aussucht. Die Eier werden vorwiegend auf Ampfer abgelegt, zielgenau auf Blätter in Bodennähe. So konnte ich feststellen, dass immer wieder Weibchen dieser Art möglichst frisch gemähte Flächen bevorzugten, wo dann die Raupenfutterpflanzen erst wenige Zentimeter aus dem Boden wuchsen.
Eine Mahd scheint auf viele Bläulingsarten (Lycaenidae) eine magische Anziehung auszuüben. Jedenfalls kann ich immer wieder beobachten, dass die Weibchen dieser Art stets die gemähten Bereiche der Wiese für die Eiablage aussuchen und eher nicht die hochgewachsenen Stellen daneben.
Eine Mahd scheint sich also auch positiv auf bestimmte Arten auszuwirken. Wird die Wiese jedoch mehrfach gemäht und auch noch in recht kurzen Zeitintervallen, ist dieser positive Faktor schnell obsolet.
Völlig anders verhält es sich bei einer recht selten anzutreffenden Art. Der Weiße Waldportier (Brintesia circe) hat sehr spezielle Ansprüche an sein Habitat. Es sollten sonnenexponierte Magerwiesen mit hoher Blütendichte sein, aber auch keine zu starke Verbuschung herrschen . Zudem sollte es in Waldrandnähe sein und auch felsige Elemente sollten möglichst vorhanden sein.
Es ist also kein Wunder, dass im massiv industriealisierten Deutschland diese Art auf der Roten Liste gefährdeter Arten mit Stufe 2 geführt wird.
Um so stolzer bin ich darauf, dass ich diesen seltenen Falter im eigenen Garten im nördlichen Saarland seit Jahren bewundern kann.
Hier wird mit großer Sorgfalt gemäht, möglichst selten und etliche Flächen bleiben weitgehend unberührt. Diese Magerwiesenflächen werden nur einmal im Oktober unkonventionell mit Sense bzw. Balkenmäher gemäht und das Schnittgut bleibt bis zum März des darauffolgenden Jahres liegen. So bleibt gewährleistet, dass die darin lebenden Insekten eben nicht getötet werden.