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Der angeblich böse Schmetterlingsflieder

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Tatsächlich handelt es sich bei Buddleja davidii, wie der Schmetterlingsflieder oder auch Sommerflieder mit wissenschaftlicher Bezeichnung heißt, um einen Neophyten.

Aglais io auf Blüte vom Schmetterlingsflieder

Neophyten haben das schlechte Image, heimische Tiere oder Pflanzen zu verdrängen. Man spricht dann von invasiven Neophyten. Das kann durchaus problematisch werden. Dennoch werden dem Strauch so manche Dinge unterstellt, die überhaupt nicht erwiesen sind…

Geflügelte Insekten suchen beim Sommerflieder gern Zuflucht. Aber der Schmetterlingsbaum ist ein falscher Freund, der sogar einige Schmetterlingsarten bedroht. Das sagt Yves Desmons vom Cercle des naturistes de Belgique. Die Pflanze verfolgt demnach eine eher hinterhältige Strategie. „Sie haben eine lila Farbe, die Schmetterlinge sehr anzieht, und sie strahlt sehr starke Gerüche aus, die zudem attraktiv sind. Der Nektar der Pflanze ist aber von schlechter Qualität, dafür aber reich an Koffein. Daher werden Schmetterlinge, sobald sie Koffein konsumiert haben, süchtig danach“, erklärt Desmons. Dies sei der Anfang vom Ende für die Schmetterlinge. Sie verbringen ihre Zeit damit, vergeblich nach Nektar zu suchen, von dem nur sehr wenig vorhanden ist. Das erschöpft die Schmetterlinge und hat zur Folge, dass sie nicht mehr brüten. Diese Kettenreaktion bedroht also ihre Spezies.

Quelle: https://brf.be/national/1305865/

Was ist da wirklich dran? Ist der Schmetterlingsflieder wirklich so hinterhältig und gefährlich? Die Warnungen werden auch auf anderen Internetpräsenzen erzählt, denen man eigentlich ausreichend Sachkenntnis zutraut. Allesamt wird stets eine einzige gemeinsame Quelle aufgeführt, ein Herr Desmons…

„Der Sommerflieder hat nur wenig Nektar, der reich an Koffein ist. Die lila Farbe lockt die Schmetterlinge an, das Koffein macht sie süchtig – aber sie finden zu wenig Nektar und verhungern buchstäblich“, beruft sich Jutta Seethaler, Koordinatorin der Freigarten-Initiative auf die Forschungsresultate des Belgiers Yves Desmons vom „Cercle des naturistes de Belgique“. Die Schmetterlinge verbringen viel Zeit mit der Suche nach dem spärlichen Nektar – das erschöpfe sie und habe zur Folge, dass sie sich nicht mehr vermehren.

Quelle: https://vero-online.info/freigarten-sommerflieder-schadet-schmetterlingen/

Auf welche Forschungsresultate bezieht sich eigentlich Frau Seethaler, die Koordinatorin der Freigarten- Initiative? Es existieren gar keine, es gibt nur jene subjektiven Behauptungen eines Herrn Desmonds, der offensichtlich auch recht wenig Expertise im Bereich Lepidopterologie nachzuweisen hat, wie sich herausstellt, wenn man etwas recherchiert…

Wer ist eigentlich jener Yves Desmons?

Der Verein, dem er angehört, Cercles des Naturalistes de Belgique, ist in etwa mit dem deutschen NABU vergleichbar. Herr Desmons wird dort als Ökopädagoge bezeichnet. Inwieweit diese Betitelung einen  wissenschaftlichen Charakter besitzt, kann ich nicht beurteilen. Die Internetpräsenzen, die sich auf ihn berufen, bezeichnen ihn allerdings als Wissenschaftler.
Recherchiert man nach dem Begriff Ökopädagogik findet man kaum etwas. Jedoch nichts, was eine Expertise über Schmetterlinge und deren Lebensweise im Portfolio hätte. Hier ist ist so etwas wie eine Definition.

Zitat: Praxisorientierte Bezugswissenschaft, die Erkenntnisse der Pädagogik aufbereitet und zur Vermittlung von Natur- und Umweltverständnis zur Verfügung stellt.

Oder auch hier: https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/1561079

Wieviel Nektar besitzt Schmetterlingsflieder?

Tatsächlich hat sich mal jemand die Arbeit gemacht, verschiedene Pflanzen nach ihrem Nutzen für Bienen zu erfassen. Allerdings geht es hierbei ausschließlich um Honigbienen, was der Verein der Schweizer Wanderimker (leider existiert die Internetpräsenz nicht mehr. Aus den Webarchiven deswegen extrahiert) zusammengetragen hat. Auf andere Insekten wie Schmetterlinge und Wildbienen ist das nur sehr begrenzt zu übertragen. Der Schmetterlingsflieder schneidet dabei weniger gut ab.  Ermittelt wurden die Ergebnisse anhand des Honigs, den man entsprechend analysiert hat. Da Buddleja ohnehin nicht so stark von Honigbienen frequentiert wird, sind die Ergebnisse wenig aussagekräftig. Pflanzen haben sich auch oft auf spezielle Bestäuber spezialisiert, welche von Honigbienen überhaupt nicht besucht werden, aber dennoch viel Nektar produzieren. Da es hierfür keine wissenschaftlich anerkannten Studien gibt, ist diese Auswertung rein für Honigbienen von Bedeutung und besitzt keine Aussagekraft über den tatsächlichen Nektargehalt der angegebenen Pflanzen. Woher die Erkenntnisse des Herrn Desmons stammen, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Welche Bedeutung hat das Koffein für Schmetterlinge?

Hierzu ist zu erwähnen, dass nirgends ein Beleg darüber zu finden ist, dass Buddleja besonders viel Koffein gegenüber anderen Blühpflanzen als Nebensubstanz im Nektar produziert.
Es gibt auch keinerlei Nachweise darüber, dass sich Koffein auf Schmetterlinge negativ auswirkt.
Dennoch scheinen Insekten Pflanzen, die Koffein produzieren, häufiger zu besuchen. Die Aussage, dass Schmetterlinge dadurch berauscht würden und somit anfälliger, von Fressfeinden erbeutet zu werden, ist jedoch eine gewagte Spekulation. In allen seriösen bzw. wissenschaftlichen Artikeln, die sich damit befassen, wird zumindest dieses Verhalten nicht erwähnt.  Schmetterlingsflieder besitzt schlicht, ähnlich wie Lavendel ein reichhaltiges Blütenangebot, dass Schmetterlinge dort länger verweilen lässt.

Quelle: https://www.stern.de/panorama/wissen/natur/besseres-gedaechtnis-koffein-im-nektar-macht-bienen-hellwach-3108144.html

Was hat es mit der Farbe „Lila“ auf sich?

In der Tat wirkt diese Farbe auf gewisse Arten besonders anziehend. Auf unseren lila Schmetterlingsfliedern scheinen sich subjektiv betrachtet mehr Schmetterlinge zu tummeln als auf den weißen.
Die dunkleren lila Blüten wiederum scheinen weniger Tiere anzufliegen als die hellen. Vielleicht ist auch der Standort des Strauches hierbei von Bedeutung?
Ist das wirklich so oder wird man vom eigenen Empfinden getäuscht?
Laut Naturlehrpfad WunderWeltWasser in Bad Malente sind weiße Blüten die am meisten von Insekten besuchten und demzufolge auch am häufigsten vorkommend in der Natur.
Vermutlich spielt auch der Duft eine entscheidende Rolle und insbesondere die Zugänglichkeit zum Nektar im Blütenstand. Demnach hätte sich diese heimtückische Pflanze Buddleja eine eher schlechte Blütenfarbe ausgesucht…

Taubenschwanz am Schmetterlingsflieder

Ist Schmetterlingsflieder für Raupen unbedeutend?

Im Grunde ist Schmetterlingsflieder von geringer Bedeutung als Futterpflanze für Insekten, abgesehen vom Nektar. Es ist aber falsch, zu behaupten, dass Schmetterlingsraupen die Blätter generell verschmähen würden. Man konnte schon Raupen von Cucullia verbasci und Acherontia atropos an der Pflanze nachweisen. In Ermangelung der eigentlich bevorzugten Raupenfutterpflanze frißt die Raupe des Königskerzenmönchs auch Buddleja. Raupen von Totenkopfschwärmern leben ziemlich polyphag. Da Kartoffelfelder rar geworden sind und viele andere Futterpflanzen fehlen oder mit Giften behandelt werden, weicht das Tier gelegentlich auf Buddleja aus. Es wäre aber übertrieben, deswegen den Strauch anzupflanzen. Es geht lediglich darum, eine Falschaussage zu korrigieren.

Cucullia verbasci auf Buddleja davidii – Bild von Christine Diener

Beginnend mit einem Artikel auf dem belgischen Online- Portal RTBF wurde dem Schmetterlingsflieder ein so schlechter Ruf angedichtet, der allerdings in vielerlei Hinsicht auf reinen Spekulationen beruht und jegliche Evidenz vermissen lässt. Alle weiteren Quellen berufen sich entweder gegenseitig auf sich oder auf Yves Desmons‘ Aussagen, also im Prinzip auf eine einzige Person, deren angebliche wissenschaftliche Ausarbeitung hierzu aus dem Internet verschwunden ist, falls es sie überhaupt gab (Deswegen funktioniert der Link auch nicht, gehört aber zur Vollständigkeit dazu).  Dennoch verbreitet sich das Gerücht über den Schmetterlingsflieder stetig weiter…

Im Webarchiv findet man allerdings doch noch jene ominöse Internetseite:

http://web.archive.org/web/20131207145829/http://www.alterias.be/alterias_search/?page=detailview&inv_id=2&lang=en

Mit einer angeblich wissenschaftlichen Arbeit des Herrn Desmons hat das jedoch rein gar nichts zu tun. Herr Desmons besitzt nicht einmal einen Bezug zu dieser Internetpräsenz. Tatsächlich handelt es sich um eine Auflistung und Beschreibung von Pflanzen, die in Belgien als invasive Neophyten kategorisiert wurden. Die Internetpräsenz AlterIAS (ALTERnatives to Invasive Alien Species) war ein Projekt, welches nach 2013 nicht fortgeführt wurde. Keine der Behauptungen von Yves Desmonds sind dort nachvollziehbar.

Nicht alles daran ist falsch. Nach wie vor ist Buddleja davidii ein invasiver Neophyt.
In Rudarallandschaften kann der Strauch zum Problem werden und wichtige einheimische Pflanzenarten verdrängen. Hingegen an Bahndämmen, die über Jahrzehnte mit Glyphosat  „unkrautfrei“ gehalten werden, wächst außer Buddleja überhaupt kaum noch etwas. Ähnlich ist es in kontaminierten Industriebrachen oder an vernachlässigten Plätzen in Innenstädten, wo ansonsten keine Natur existiert und jeder Zeit die Fläche versiegelt werden kann.
Im großen Kampf gegen Umwelt- und Naturzerstörung spielt der Strauch eine eher geringe Rolle. Der Mensch mit seinen Umweltgiften und Flächenversiegelungen stellt das deutlich größere Problem dar.
Selbstverständlich soll  die Ausbreitung des Strauches in der Natur unterbunden werden. Das sollte aber ausschließlich auf Basis seiner Ausbreitung als invasiver Neophyt geschehen. Man braucht der Pflanze nicht zusätzlich negative Eigenschaften anzudichten, die nicht nachgewiesen werden können.
Im Übrigen gibt es in Gärtnereien und Baumschulen längst Buddleja zu kaufen, der so gezüchtet wurde, dass er sich nicht mehr durch Aussamung verbreiten kann. Somit könnte man dem Problem schon beim Kauf begegnen und Leute, die sich gern im Garten an dem Strauch und den nektarsaugenden Besuchern erfreuen wollen, gibt es eine Alternative. (Es gibt hier allerdings Einwände, dass die angebotenen Pflanzen den Kriterien auch entsprechen.)

Doch noch mal zurück zu Yves Desmons und einer dubiosen Aussage seinerseits:

Das erschöpft die Schmetterlinge und hat zur Folge, dass sie nicht mehr brüten.

Für Fachleute aus der Lepidopterologie muss dieser Satz von Yves Desmons entlarvend wirken. So würde sich niemand ausdrücken, der sich mit Schmetterlingen auskennt. Schmetterlinge brüten schlichtweg nicht. Das deutet auf fehlende Expertise auf diesem Gebiet hin und trotzdem äußert sich Yves Desmons über Verhalten und Lebensweise von Schmetterlingen. Zur Erinnerung – es existiert keine wissenschaftliche Abhandlung über diese Behauptungen, nicht einmal vom Urheber dieser Aussagen selbst.

Kurios wird die Geschichte um den „bösen“ Schmetterlingsflieder, da eine weitere Person, diesmal Prof. Harm Glashoff, ähnliche Behauptungen aufstellt. Der Mann ist übrigens Geologe und nicht Entomologe. Anstatt Koffein sollen allerdings Glycoside für den Rauschzustand von Schmetterlingen verantwortlich sein. So sucht sich jeder irgendwie die Substanzen aus, die irgendwie wissenschaftlich klingen.
Ein Zitat aus dem verlinkten Beitrag zu Glycosiden lautet:

Glycoside kommen praktisch in allen Pflanzen vor. Vorwiegend sind sie in Wurzeln, Rinden und Früchten, aber auch in den Blättern vorhanden. Viele Pflanzenfarbstoffe oder pflanzliche Duftstoffe sind Glycoside…

Demzufolge existieren Glycoside nahezu in allen Pflanzen, was allein dadurch die Aussage des Herrn Professor massiv relativiert. Schmetterlinge wären demnach dauerhaft betrunken. Wie sollte es dem Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) jemals im andauernden Vollrausch gelingen, wie ein Kolibri vor den Blüten stehend, Nektar aufzunehmen und bei seinen rasanten Flugmanövern keine Unfälle zu verursachen?

Auch im Fall von Prof. Glashoff findet man selbst nach gründlicher Recherche keinerlei Forschungsergebnisse zu seinen Behauptungen. Tatsächlich beruhen seine Aussagen einzig und allein auf seinen persönlichen subjektiven Beobachtungen. Ein Taubenschwänzchen war dabei wohl gerade nicht Gast am Schmetterlingsflieder…

Und eben weil es keine wissenschhaftlichen Belege über diese diversen Behauptungen gibt, sollte man sie nicht ohne jegliche Hinterfragung übernehmen. Man kann sich einige Dinge sogar selbst veranschaulichen.

Schmetterlinge wie auch Bienen fliegen gelegentlich auch Kunstblumen an oder gar irgendwelche farbigen Gegenstände. Das hat sicher jeder schon mal beobachtet? Und wenn man so etwas mal gesehen hat, wird man auch bemerkt haben, dass die Insekten nicht viel Zeit mit den Attrappen  verschwenden und ihre Suche nach Nektar fortsetzen. Wäre also Schmetterlingsflieder so wenig ergiebig, würden die Insekten sich sicher nicht so lange mit der Pflanze aufhalten. Es mag ja sein, dass in einer Miniaturblüte wenig Nektar vorhanden ist, allerdings gibt es viele Blüten sehr dicht beieinander, was energiereiche Flüge enorm verkürzt. Und weil eben die Strecken von Blüte zu Blüte sehr kurz sind, erweckt das den subjektiven Eindruck, dass die Falter träge würden.  Beobachtet man jedoch spezielle Arten, wie Schwärmer, also Taubenschwänzchen oder Hummelschwärmer tagsüber, so ist von Trägheit keine Spur zu sehen. Ganz im Gegenteil, flink und hektisch schwirren diese tagaktiven Nachtfalter von Blüte zu Blüte.
Auch echte Tagfalter wie der Schwalbenschwanz lassen alles andere als Trägheit erkennen. Arten, die ohnehin auf allen Blüten sitzend länger beschäftigt sind, wird man auf allen anderen Blüten auch gleichermaßen beobachten können.

Im Video kann man sich selbst überzeugen, wie Schmetterlinge sich auf dem Strauch verhalten.

Dass sich die Falter sehr schnell von Blüte zu Blüte bewegen, könnte tatsächlich darauf hindeuten, dass jede Blüte wirklich nur wenig Nektar bietet. Wie aber so oft, die Menge machts. Ob nun an vielen kleinen Blüten mit relativ wenig Nektar dicht nebeneinander getankt wird oder eine große Blüte etwas mehr Nektar auf einmal anbietet, so entscheiden sich viele Falter durchaus für das Angebot des Schmetterlingsflieders. Selbstverständlich ist das auch nur eine Beobachtung und keine wissenschaftlich fundierte Untersuchung. Aber es geht ja nicht darum, etwas beweisen zu wollen, sondern nur darum, Behauptungen, die das Gegenteil ausdrücken, eben nicht einfach als Faktenlage anzuerkennen, solange auch hierfür keine wissenschaftlichen Nachweise erbracht wurden.

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Mauerfuchs, ein standorttreuer Gartenbewohner

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Lasiommata megera ist ein Tagfalter, welcher oft zu wenig Beachtung erfährt. Dabei kann der Schmetterling schon beinahe als Haustier für Gartenbesitzer betrachtet werden, die ihren Garten entsprechend gestaltet haben.

Der Trivialname „Mauerfuchs“ gibt schon Aufschluss darüber, was das bevorzugte Habitat dieses Falters ist. Er liebt Mauern und felsigen Untergrund auf sonnenexponierten Flächen.  Mit etwas grünem Beiwerk könnte man den Schmetterling sogar für ansonsten lebensfeindliche Schotter- oder Steingärten begeistern. Sogenannte Ruderalflächen, also wo Sand, Kies und Geröll es vorwiegend Pionierpflanzen erlauben, zu gedeihen, ziehen diesen Schmetterling an und lassen ihn regelrecht dort sesshaft werden.

Eier von Lasiommata megera an Trespe unter Steinvorsprung

Das Weibchen legt seine Eier an die Futterpflanzen Trespe und Schwingel, Gräser, die eigentlich überall gedeihen, wo noch etwas Natur erlaubt wird.  Allerdings müssen diese Pflanzen geschützt unter Steinen oder Felsen spriesen und nach Süden ausgerichtet sein.

Raupe von Lasiommata megera

Die Raupen des Mauerfuchses sind durchgehend grün mit einem zarten hellen Seitenstreifen und damit hervorragend getarnt an den Grasstengeln.

Puppen von Lasiommata megera

Besonders interessant sind die Puppen des Falters, die es in 2 verschiedenen Farbvarianten gibt. Es ist völlig ungeklärt, wie es zustande kommt, dass manche Puppen schwarz sind und andere grün. Die grüne Variante gibt es häufiger, allerdings sind die geschlüpften Falter optisch nicht verschieden. Auch das Geschlecht ist nicht von Bedeutung oder die Platzierung der Puppe.

Auf Natursteinmauern ist der Falter mit zusammengefalteten Flügeln gut getarnt. Ansonsten ist das Tier mit seinem orangeroten Grundton doch recht auffällig. Charakteristisch ist der typische Taumelflug des Falters.

Wer sich also gern an einem hübchen Falter im eigenen Garten erfreuen möchte, kann mit geringem Aufwand einen Lebensraum für dieses schöne Insekt schaffen. Der Falter dankt es mit stetiger Präsenz im Garten bei halbwegs gutem Wetter vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein in 3 standorttreuen Generationen.

 

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Klein und groß mit Schwänzchen an den Flügeln

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Schmetterlinge gehören eher zu den kleineren Geschöpfen in der Tierwelt. Dennoch gibt es deutlich mehr kleinere Tiere als Schmetterlinge gegenüber jenen, die größer sind.

Selbst bei den Tagfaltern, betrachtet man nur diese „Familie“ (Papilionoidea) der Schmetterlinge, wird das Spektrum der Größenunterschiede deutlich enger und überschaubarer.

Die frisch geschlüpfte Raupe des Nierenfleck- Zipfelfalters (Thecla betulae) ist schon ein Winzling, den man aber wenigstens noch mit bloßem Auge erblicken kann.

Raupe von Thecla betulae an einem Stecknadelkopf
Raupe von Thecla betulae an einem Stecknadelkopf (8. April 2021)

Natürlich sind die jungen Raupen extrem klein und lassen sich nicht mit Raupen anderer Arten in einem anderen Wachstumsstadium vergleichen. Es soll hier nur vermittelt werden, dass aus einer unscheinbaren Larve mal ein prächtiger Schmetterling werden könnte…

Der Falter selbst gehört auch eher zu den kleineren Vertretern unter den Tagfaltern, ist aber im Prinzip unverwechselbar. Der Trivialname stammt von dem Fleck auf den Oberflügeln der weiblichen Falter. Ein weniger häufiges Merkmal sind die kleinen schwanzartigen Verlängerungen an den Hinterflügeln. Bei  Bläulingen (Lycaenidae) findet man das öfters, ansonsten noch bei den Ritterfaltern (Papilio machaon, Iphiclides podalirius).

Foto von Marco Mey
Foto von Christine Diener

 

Sehr unverständlich ist die wissenschaftliche Namensgebung in diesem Fall. Betula sind Birken, wobei die Raupenfutterpflanze vorrangig Schlehen und andere Gewächse aus der Pflanzenfamilie Prunus (Rosengewächse) sind. Birke wird als Futterpflanze gar nicht besetzt.

Der Nierenfleck könnte deutlich häufiger anzutreffen sein, wenn nicht jedes Jahr über die Winterzeit so viele Schlehensträucher zurückgeschnitten würden. Die Eier haften dort einzeln in Astgabeln und die Tiere haben natürlich später keine Chance als Raupe zu überleben, wenn die geschnittenen Äste im Hächsler landen oder auch nur einige Meter vom Strauch entfernt liegen bleiben. Die kleinen Raupen haben kaum eine Chance, eine Distanz von einigen Metern bis zur Futterpflanze zu überbrücken.

Aus einer anderen noch kleinen Raupe, die mit ihrem „Geweih“ schon etwas bizarr wirkt, wird später mal der größte Tagfalter Europas. Mit über 9cm Spannweite und seinen 4 Schwänzchen ist der Erdbeerbaumfalter (Charaxes jasius) in Europa einzigartig.
Betrachtet man die Raupe des Falters, so könnte man annehmen, dass die Fortsätze hinter der Kopfpartie bereits die Flügelschwänze erahnen lassen. Da aber Raupen anderer Falter mit schwanzähnlichen Flügelerweiterungen solche Auswüchse nicht besitzen, ist es wohl doch ein Zufall…

L2- Raupe von Charaxes jasius
L2- Raupe von Charaxes jasius (13. April 2021)
L2- Raupe vom Erdbeerbaumfalter (13. April 2021)

Der Erdbeerbaumfalter kommt ausschließlich in Regionen vor, wo der Erdbeerbaum (Arbutus), die bevorzugte Raupenfutterpflanze natürlich vorkommt, vorrangig also im Mittelmeerraum. Eine Zucht soll auch mit echtem Lorbeer (Laurus nobilis) oder auch Rosengewächsen möglich sein…

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Antherina suraka – Schmetterling als Nahrungsmittel

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Der endemische Pfauenspinner Anterina suraka gilt auf der Insel Madagaskar auch als Nahrungsmittel. Als Zuchtobjekt für Schmetterlingszüchter ist das Tier allerdings jenseits einer Verspeisungsabsicht ebenfalls recht beliebt.
Denn die Raupe lässt sich auch über die Wintermonate mit Lorbeerkirsche oder Liguster füttern.

Antherina suraka

Bemerkenswert bei der Raupe ist das deutlich unterschiedliche Aussehen in den verschiedenen Entwicklungsstadien.
Der Falter selbst besitzt insbesondere auffällige Hinterflügel, die er bei Gefahr vorzeigt und hin und her bewegt. Fressfeinde werden dadurch irritiert, denn das typische Augenmuster wirkt in der Natur abschreckend.

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Iphiclides podalirius – Segelfalter im zeitigen Frühjahr

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Der Segelfalter ist in Mitteleuropa der nächste Verwandte des allseits bekannten Schwalbenschwanzes (Papilio machaon). Allerdings ist Iphiclides podalirius deutlich seltener anzutreffen. Beständige, aber überschaubare Populationen gibt es in Flusstälern mit steilen Hanglagen wie am Rhein oder an der Mosel.
Der Falter gilt als wärmeliebende Art. Umso erstaunlicher ist es, dass Falter der ersten Generation bereits im März fliegen.


In der Zucht wollte ich erfahren, wie früh die Falter schlüpfen. Die Puppen, die aus der Slowakai stammten, wurden kühl bei relativ konstanten Temperaturen um 12 Grad Celsius aufbewahrt. Anfang März gab es in Deutschland wieder einen Wintereinbruch, was auch das nördliche Saarland nicht verschonte. Nachts sanken die Temperaturen im Freien deutlich unter den Gefrierpunkt. Das wirkte sich auch kurzfristig auf die Haltungsbedingungen bei offenem Fenster aus. Aber unter 8 °C sank die Umgebungstemperatur nie.

Dennoch konnte man bereits am 18. März 2021 ungeachtet der niedrigen Temperaturen bei 3 Puppen die Flügel durch die Außenhülle erkennen. Leider sind die Falter trotzdem nicht geschlüpft. Sie schafften es nicht, die Puppenhülle zu durchstoßen.

Augenscheinlich scheint die Temperatur doch eine entscheidende Auswirkung auf den Schlupf und eben auf die Populationsdichte zu haben. Erwiesen ist, dass das Vorkommen nach Süden zunimmt und im Mittelmeerraum der Schmetterling sogar häufig vorkommt, während nach Norden die Populationsdichte deutlich abnimmt.

Auch gibt es in Mitteleuropa Inselpopulationen, was wohl auf das Mikroklima in diesen Regionen zurückzuführen ist. Es handelt sich vorwiegend um Regionen, die weitgehend frostfrei bleiben, jedenfalls im Durchschnitt höhere Temperaturen vorweisen als im Rest Mitteleuropas.
Diese Theorie bleibt allerdings vage. Denn Iphiclides podalirius wird regelmäßig in Ostdeutschland gesichtet, auch in Regionen mit strengen Wintern. Es ist durchaus möglich, dass die Falter dorthin einfliegen.
So besitzt beispielsweise Frankfurt/ Oder eine Durchschnittsjahrestemperatur von 10.1 °C bei 677mm Niederschlag und einer Höhe von 54m über Meeresniveau. Hingegen kommt der Segelfalter im Schwarzwald nicht vor, obwohl das Breisgau eigentlich hervorragende Bedingungen liefern würde.

Meine Zuchtpuppen hatte ich nach den herben Verlusten nun bei Zimmertemperatur gelagert und am 25. März 2021 schlüpfte endlich ein Falter.
Ich kann es nicht mit Gewissheit behaupten, aber ich hege den Verdacht, dass bei kalter Witterung viele Segelfalter nicht schlüpfen und dies ursächlich für die Populationsdichte sein könnte. Ich gehe auch mit großer Wahrscheinlichkeit aus meinen gesammelten Erfahrungen davon aus, dass die Entwicklung von Puppe zu Falter bei Iphiclides podalirius vom Tag- Nacht- Zyklus bestimmt wird und keineswegs von der Temperatur. Das kann tragisch für die Falter sein . Niedrige Temperaturen erschweren offensichtlich den Schlupf und wirken sich damit auf die Populationsdichte aus. Es ist nämlich schwer zu erklären, dass ein wärmeliebender Falter so früh im Jahr schlüpft und zwar unabhängig von Region und Temperatur.

Die Puppen wurden sorgfältig mit Bindfäden an Pflanzenstengel gebunden, wie es bei Gürtelpuppen in der Natur auch der Fall ist.

Nachweise vom Segelfalter gibt es nicht in unserer Region, aber nur knapp 30 Kilometer entfernt in verschiedene Richtungen (Mosel, Saar, Nahe) wurden immer wieder Exemplare gesichtet. Durch den Klimawandel scheint sich die Art auszubreiten, wird aber wohl selten bleiben. Die geschilderten Erfahrungen dürften zum Teil ein Grund  dafür sein, aber auch die massiv kultivierte Agarlandschaft verhindert wohl das Ausbilden beständiger Populationen. Die Falter suchen sich sonnenexponierte Hänge mit Bestand der Raupenfutterpflanzen aus, um Eier abzulegen. Dabei handelt es sich um Schlehe, Trauben- und Felsenkirsche, Weißdorn sowie Zwetschge.  Aprikose und Pfirsisch werden vorwiegend im Mittelmeerraum besetzt. Schlehdorn wird als lästiges Gestrüpp oft vernichtet. Auch ein weiterer Grund, weshalb die Art vom Ausstreben bedroht ist und in Deutschland schon lange auf der „Roten Liste“ bedrohter Arten geführt wird.

Anmerkung: Diese Ausarbeitung ist keine wissenschaftliche Arbeit. Es handelt sich um Feststellungen und eigene Analysen, die nach bestem Wissen und Gewissen ausgearbeitet wurden.

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Schmetterlingstod durch Heckenschnitt im Winter

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Es ist vielerorts üblich, dass über die Winterzeit Hecken und Sträucher gestutzt werden. Auch Bäume werden gefällt. Im März zeigt sich regelmäßig ein Bild der Verwüstung etlicher Naturlandschaften. Denn nicht selten werden auch dort jene fragwürdigen Rückschnitte vorgenommen, wo eigentlich keinerlei Veranlassung bestehen würde.

Bildquelle: Jonathan Lüscher, Waldrand bei Uster, Schweiz
Bildquelle: Jonathan Lüscher, Waldrand bei Uster, Schweiz

Die Bilder zeigen einen Waldsaum, der an eine Wiese grenzt. Vermutlich will der Landwirt damit verhindern, dass die Hecken in die Wiese wachsen oder sie zumindest verschattet. Ökologisch war das eine Katastrophe für viele Nierenfleck- (Thecla betulae) und Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni). Denn im vergangen Jahr haben dort die Weibchen der beiden Falterarten viele Eier an die Futterpfanze Schlehdorn gelegt. Die Eier überwintern vorwiegend in Astgabeln in der Nähe von Blattknospen, um im Frühjahr möglichst schnell an Futter zu gelangen.


Das Ei selbst ist kaum einen Millimeter groß, aber leuchtet weiß, dass man mit geschultem Auge durchaus welche nachweisen kann. Ein aufmerksamer Schmetterlingsfreund (Jonathan Lüscher) konnte etwa 200 Eier allein an den abgeschnittenen Zweigen finden. Daran kann man sich ausmalen, wie groß der ökologische Schaden durch unbedachtes Heckenschneiden sein kann.

Das Schneiden von Hecken und Sträuchern sowie das Fällen von Bäumen ist in Deutschland im Prinzip zwischen dem 1. März und dem 30. September laut Bundesnaturschutzgesetz §39 untersagt. Ausnahmen hiervon gibt es fatalerweise mehr als die Norm. Das Bundesnaturschutzgesetz beachtet beim Heckenschnitt allerdings auch nur Vögel und Säugetiere. Insekten, wie diese Schmetterlinge, finden keinerlei Berücksichtigung. Es ist daher auch wenig verwunderlich, dass man den massiven Rückgang an Insekten nicht aufhalten kann. Die Lebensräume werden kontinuierlich weiter zerstört.

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Magerwiese oder Blumenwiese?

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Blumenwiesen liegen im Trend. Das wurde aufgrund des Bekanntwerdens eines massiven Insektensterbens für viele Kommunen, aber auch Privatleute zum Beitrag, dagegen etwas unternehmen zu wollen.

„Gut gemeint“ ist oft nicht „gut gemacht“. Einfach eine Aussaat bunter Blumen bringt nachhaltig meist wenig. Es summen zwar Bienen und auch Schmetterlinge finden sich gelegentlich ein, jedoch ist die Auswahl der Pflanzen von entscheidener Bedeutung.


Einheimische Gewächse, vorrangig Pflanzen, die auf kargen, oft sandigen Böden noch gedeihen, werden von der Insektenwelt bevorzugt. Man spricht dann auch von einer Magerwiese. Der Boden ist weitgehend nährstoffarm, also „mager“. Das Gegenteil sind „Fettwiesen“. Diese kann man insbesondere im Frühjahr gut erkennen, wenn irgendwo ein Meer von Löwenzahnblüten zu erblicken ist. Das ist nicht selten ein Zeichen, dass dort Gülle eingebracht wird. Dadurch erhält der Boden viele Nährstoffe und Pflanzen, die solche Bedingungen beanspruchen, gedeihen dort besonders gut. Auch diese Wiesen besitzen ihre Daseinsberechtigung, denn auch dort leben spezialisierte Pflanzen und Insektenarten.
Allerdings bevorzugen gerade Schmetterlingslarven größtenteils Futterpflanzen, die auf Magerwiesen wachsen. Die Flockenblume ist dort häufig anzutreffen, aber auch viele andere Insektenmagneten.


Besonders gefreut hat mich der Fund eines Raupengespinstes vom Wegerich- Scheckenfalter (Melitaea cinxia), einem Falter, der sich nur in weitgehend naturbelassenen Wiesenrefugien mit den Raupenfutterpflanzen wohl fühlt.
Im zeitigen Frühjahr, hier ab etwa Anfang März 2021 verlassen die jungen Raupen ihr Gespinst, wo sie gemeinschaftlich überwinterten. Eine Mahd im Herbst hätte die Raupen allesamt getötet. Dementsprechend ist es von großer Bedeutung, wenn man der Natur etwas nachhaltig Gutes tun möchte, entgegen aller verkrusteten Vorstellungen von Ordnung, die Wiese nicht zu mähen oder eben mit Sense oder Balkenmäher schonend und das Schnittgut auch bis in den März des Folgejahres liegen zu lassen.

Eine Blumenwiese erfüllt nur einen geringen Zweck, wenn man sie den Insekten nicht das komplette Jahr zur Verfügung lässt. Die Insekten ziehen ja nicht wie Zugvögel in den warmen Süden und kommen im Frühjahr wieder zurück. Sie leben meist das ganze Jahr in ihrem Lebensraum, nur eben weniger sichtbar.

Raupen wie jene vom Wegerich- Scheckenfalter sind gute Indikatoren, dass man mit der angelegten Blumenwiese auf dem richtigen Weg ist.

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Zuchttagebuch 19.02.2021

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Die Raupen von Acherontia atropos (Totenkopfschwärmer) sind inzwischen fast alle ausgewachsen, manche haben sich auch schon in Erde eingegraben.

Wie man erkennen kann, ist eine Raupe dunkler gefärbt. Diese Aberration ist bei dieser Art nicht ungewöhnlich.

Auch die ersten Raupen von Antherina suraka spinnen sich ein.

Dem am 27. Januar 2021 deutlich zu früh geschlüpften Waldbrettspiel (Pararge aegeria) scheint es noch gut zu gehen. Als Futter bekommt der Falter in Sirup getränkte Bananenstücke. Ich hoffe, dass ich das Tier bald in Freiheit entlassen kann. Es hängt maßgeblich von den Temperaturen ab.

Die Puppen von Iphiclides podalirius (Segelfalter) wurden inzwischen an kleinen Zweigen mit Nähgarn befestigt, sodass sie möglichst den natürlichen Bedingungen für den Schlupf vorbereitet sind.

Nachdem im November und Dezember 3 Exemplare von Attacus atlas geschlüpft waren, leider alle zu unterschiedlichen Zeiten, dass keine Paarung möglich war, verhaaren die restlichen Kokons immer noch in Pausenstellung.

Wie immer aktiv beim gemeinschaftlichen Fressen sind die Raupen von Samia ricini (Götterbaumspinner).

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Ist der Segelfalter ein Profiteur des Klimawandels?

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Zu den imposantesten Tagfaltern Mitteleuropas gehört zweifelsohne Iphiclides podalirius.

Iphiclides podalirius (Moseltal bei Valwig, 2018)

Dem Schwalbenschwanz (Papilio machon)  recht ähnlich ist dieser nahe Verwandte allerdings deutlich seltener vorzutreffen. Seine Ausbreitung beschränkt sich auf eher warme Flusstäler. Im Mittelmeerraum ist der Falter recht verbreitet und auch ziemlich häufig.
Im Laufe der Jahre trifft man aber den Falter auch vereinzelt in Regionen an, wo es noch vor Jahren unvorstellbar gewesen wäre, dass man hier ein Exemplar entdecken konnte.
Vereinzelte Nachweise für das Saarland beschränken sich auf das Moseltal bei Perl.  Auch im Nahetal zwischen Bad Kreuznach und Birkenfeld wurde die Art immer mal wieder gesichtet.

Zur Zeit befinden sich 10 Puppen vom Segelfalter in meiner Obhut, die im Keller bei gemäßigt niedrigen Temperaturen und wenig Licht überwintern. Die Puppen stammen ursprünglich aus Polen, wo die Art offensichtlich noch stabile Populationen vorweisen kann.

Iphiclides podalirius (Puppen, Februar 2021)

Die klimatischen Bedingungen im nördlichen Saarland, an bewaldeten Südhanglagen mit Schlehenbewuchs könnten inzwischen den Ansprüchen der wärmeliebenden Faltern entsprechen.

Iphiclides podalirius (Puppe, künstlich mit Nähgarn an Stengel befestigt.)

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Was machen die Blumenwiesen eigentlich im Winter?

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Blumenwiese des saarländischen Rundfunks auf dem Halberg

Das Insektensterben hat hervorgebracht, dass plötzlich viele Leute glauben, das Anlegen einer farbenprächtigen Blumenwiese würde jene Katastrophe mit dem Artenrückgang aufhalten. Gerade wenn Unternehmen oder Behörden unter eifrigem medialen Getöse solche Prestigeprojekte vorstellen, handelt es sich vorwiegend um öffentlichkeitswirksame Beruhigungspillen, um ansonsten so weitermachen zu können wie bisher…

Blumenwiese des saarländischen Rundfunks auf dem Halberg
Blumenwiese des saarländischen Rundfunks auf dem Halberg

Auch der Saarländische Rundfunk hat vor den Gebäuden der Sendeanstalt auf dem Halberg plakativ auch eine große Blumenwiese angelegt.  Dieses Engagement ist grundsätzlich begrüßenswert. Allerdings wurde auch hier der gleiche Fehler begangen wie so oft, wenn solche Projekte durchgeführt werden, ohne entomologische Expertise einzuholen. Da genügt eben nicht die Erfahrung eines Landschaftsgärtners und Botanikern.

Das entscheidende Problem entsteht mit der Mahd im Herbst. Denn wenn man eine Blumenwiese explizit wegen des Erhalts der Insektenpopulationen anlegt, muss man das auch im Bewusstsein tun, dass diese Insekten über die Wintermonate nicht wie Zugvögel in den Süden wandern und im Frühjahr zum gedeckten Tisch zurückkehren. Der überwiegende Teil der Insekten überwintert genau in diesem Habitat, indem sie leben.

Die Mahd im Herbst killt bereits einen Großteil der Lebewesen im Lebensraum Wiese. Insbesondere wenn zum Mähen die konventionellen Mähmaschinen zum Einsatz kommen, die mit ihren Mähwerken alles kleinhächseln und in einen Auffangsack blasen.

Mäht man schonend mit Balkenmäher oder gar mühsam mit Sense, so nutzt diese schonende Form des Mähens auch wenig, wenn das Schnittgut nicht über Winter liegen gelassen wird. Die meisten Insekten überwintern als Larven oder Eier, manche auch als Puppen an Pflanzenstengeln. Arten, die in oder auf dem Boden überwintern, benötigen das Schnittgut als schützende Schicht vor Schnee und Eis.

In unberührter Natur gibt es kein Mähen. Dort knicken die Grashalme vom Wind um und der Rest wird vom Schnee niedergedrückt. Dort knabbern die Rehe und Hasen das Gras ab.

Die Raupe vom Wegerich- Scheckenfalter (Melitaea cinxia)  überwintert gemeinschaftlich in einem Gespinst in Bodennähe. Nur selten krabbeln sie im Winter hervor.

Die Raupe des Mauerfuchses (Lasiommata megera) gehört auch zu jenen Wiesenbewohnern, die sogar im Winter aktiv sind und sich zum Fressen aus ihren Verstecken heraus wagen.

Die Puppe des Aurorafalters (Anthocharis cardamines)  hängt hervorragend getarnt an verdorrten Zweigen der Futterpflanze seiner Raupen, vorwiegend Wiesenschaumkraut und Knoblauchraute.

Naturbelassene Wiesen sind die Lebensräume dieser Schmetterlingsarten und noch vieler anderer Arten mehr. Als Falter taumeln sie über die Blüten, aber als Eier, Raupen und Puppen, was nicht selten 90% eines Schmetterlingslebens beansprucht, sind sie auf eine möglichst naturbelassene Wiese angewiesen. Jeder menschliche Eingriff zerstört Millionen Insektenleben auf wenigen Quadratmetern.

Der gute Wille, einen Beitrag gegen das Insektensterben zu leisten, scheitert meistens an der falschen Vorgehensweise.

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