Schmetterlinge leben gefährlich und stehen in der Nahrungskette ganz unten, gerade noch über den Pflanzen, wenn man fleischfressende mal weg lässt.
Erst wenige Stunden zuvor hat ein Weibchen von Aglais urticae seine Eier an eine Brennessel geheftet und schon sind die Parasiten darüber hergefallen.
Winzig kleine Fliegen bzw. Wespen (Scelionidae) haben sich bereits über die Eier hergemacht.
Das Tier hängt hier an der Spitze einer Stecknadel. Mit blosem Auge sind diese winzigen Parasiten kaum zu erblicken, können allerdings erheblichen Schaden anrichten.
Während der Beobachtung des Weibchens war eindrucksvoll zu erkennen, dass sich der Falter sehr genau anschaut, an welche Pflanze die Eier gelegt werden. Zumindest in diesem Fall wurde eine neu austreibende Brennnessel ausgesucht, die wenige Wochen zuvor am Wegrand der Mahd zum Opfer fiel. Es ist leider zu befürchten, dass nach einiger Zeit erneut der Wegrand gemäht wird, was letztendlich größeren Schaden verursacht als die Parasiten. Denn in diesem Fall darf man von einer totalen Vernichtung der Raupenpopulation ausgehen.
Im Video sieht man bereits, wie die ersten Parasiten sowie andere Besucher erscheinen. Der Falter macht unbeirrt davon mit der Eiablage weiter.
Desweiteren sieht man auch die Umgebung der Stelle, wo der Schmetterling seine Eier ablegt. Es ist ein Wegesrand…
Als sogenannte Brennesselfalter bezeichnet man die Arten
Aglais urticae (Kleiner Fuchs)
Aglais io (Tagpfauenauge)
Vanessa atalanta (Admiral)
Araschnia levana (Landkärtchen)
Die Raupen dieser Arten leben fast ausschließlich auf Brennesseln. Ihr Vorkommen und die Häufigkeit hängt neben anderen Umständen maßgeblich von der Existenz der Futterpfanzen in der Umgebung ab.
Im Sommer 2021 scheinen diese Falter recht häufig aufzutreten. Zumindest kann man anhand von Beobachtungen vieler Schmetterlingsfreunde dies daraus schließen. Selbst kann ich das aus meinem direkten Beobachtungsbereich (eigener Garten im nördlichen Saarland) absolut bestätigen. Lediglich das Landkärtchen hat sich zumindest hier noch nicht blicken lassen.
Immerhin ist es toll, wenn man diese farbenprächtigen Falter so häufig erblicken kann, zumal sie auch noch recht standorttreu sind.
Doch weshalb sind ausgerechnet diese Falter in diesem Sommer so überproportional präsent? (Im Vergleich zu den 70er oder 80er Jahren ist das allerdings nicht zu betrachten. Da war das völlig normal.)
Wie bekannt ist, spielen etliche Faktoren eine Rolle hierfür. Die Wetterbedingungen sind essentiell. So machte der extrem regenreiche Mai in unserer Region den Raupen keine großen Probleme, wo hingegen andere Arten dadurch weniger häufig auftraten. Die Witterungsbedingungen haben also großen Einfluss auf die jeweiligen Entwicklungsstadien. Falter, die vorwiegend im Mai fliegen, traf es diesmal hart. Raupen hingegen hatten aus dem gleichen Grund mehr Schutz vor fliegenden Parasiten wie Raupenfliegen oder Schlupfwespen. Diese bevorzugen eben auch trockene Flugtage.
Zudem gedeihten die Raupenfutterpflanzen ziemlich gut. Die Brennesseln in der hinteren Ecke im Garten schossen auf Höhen jenseits eines Meters. Auch im Weggraben am nahegelegenen Rad- und Wanderweg gedeihten die Pflanzen prächtig.
Mitunter entscheidend jedoch für die hohe Populationsdichte war meiner Einschätzung und Beobachtung nach, auch dass durch den verregneten Mai die kommualen Mähtrupps der Bauhöfe deutlich später unterwegs waren. Erst gegen Ende Juni wurden zum ersten Mal die Wegränder wegrasiert. Die Raupen waren zu diesem Zeitpunkt weitgehend verpuppt. Sie konnten in größeren Mengen als üblich den Tötungsmaschinen entgehen, zumindest jene, die sich nicht innerhalb der Weggräben einen Platz zum Verpuppen suchten.
Ja, ich bin mir absolut sicher, dass die Mahd eine elementare Auswirkung auf Insektenpopulationen besitzt und man dies am Vorkommen der genannten Schmetterlingsarten sehr gut feststellen kann.
Dass andere Einflüsse wie Pestizide auf benachbarten Agarflächen oder Flächenversiegelung generell noch extremer Einfluss auf die Bestände von Insekten ausüben, steht außer Frage.
Ich habe 15 Raupen von Vanessa atalanta einsammeln können, bevor dann doch die Mähaktionen einsetzten. Diese Art verpuppt sich vorwiegend an der Futterpflanze selbst. Aus 5 Puppen bzw Raupen schlüpften unterschiedliche Schlupfwespenarten. Das ist eigentlich noch ein guter Schnitt. Zählt man die Raupen dazu, die von anderen Fressfeinden in der Regel erbeutet werden, darf man von einer Rate von etwa 2% ausgehen, wie viele Eier es schaffen, Schmetterling zu werden. Also von 100 Eiern, die ein weiblicher Falter legt, werden 2 Nachkommen das Falterdasein erreichen. Wenn es drei oder gar vier sind, ist das eine glückliche Begebenheit.
Wenn man jetzt die menschlichen Einflüsse, wie zuvor erwähnt hinzunimmt, kann man sich erklären, weshalb die Biomasse an Insekten so dramatisch einbricht. Ein Ende ist nicht in Sicht…
…kommt der kommunale Bautrupp der Gemeinde und mäht nach Dienstplan und Vorschrift die Wegränder und noch vieles mehr.
In diesem Jahr waren sie wegen des verregneten Mai etwas früher da, weil eben die Vegetation dadurch in kurzer Zeit sehr hoch gewachsen ist. Glück für so manches Räupchen war diesmal bei uns neben dem Rad- und Wanderweg, der hier den Ort hinaus führt, der Umstand, dass nicht so radikal der Wildwuchs im Weggraben abgemäht wurde. Auch der frühe Zeitpunkt der Mahd kam zumindest den sogenannten Brennesselfaltern etwas entgegen.
Da ich allerdings jeder Zeit mit einer neuen Mähaktion des Bautrupps rechnen muss, habe ich das Stück Wegrand mal unter die „Lupe“ genommen. Recht schnell konnte ich ein Raupennest von Aglais urticae entdecken. Das sind meist Gespinste an der Spitze der Pflanzen. Ein Kleiner Fuchs hockte zudem recht verdächtig an einem Brennesselblatt. Den habe ich dann vorerst mal in Ruhe gelassen…
Zwischenzeitlich habe ich gezielt nach speziell gefalteten Brennesselblättern Ausschau gehalten. In knapp einer Stunde konnte ich 8 entsprechende „Tüten“ finden. Oft befinden sich in zusammengefalteten Brennesselblättern auch Raupen des Brennesselzünslers oder Spinnen. Doch wenn man genau hinschaut, sind die Blätter, worin sich eine Vanessa atalanta– Raupe eingesponnen hat, quasi immer an der Mittelrippe eingeschlagen, dass die beiden Blattränder aufeinander treffen und zusammengesponnen sind. In der Regel ist das ein sicheres Zeichen auf eine Admiral- Raupe, aber manchmal sind sie auch schon ausgezogen. Gegen Ende Juni bis Anfang Juli stehen die Chancen zumindest in unserer Region (nördliches Saarland) nicht schlecht, fündig zu werden. Und meine Finger schmerzen hinterher auch immer wegen der Nesseln, weil ich wie meistens natürlich entsprechende Handschuhe vergessen habe.
Eine der Raupen fühlte sich dadurch so sehr gestört, dass sie sich eine neue Behausung sucht.
Zum Schluss habe ich dann nochmal nachgesehen, wo der Kleine Fuchs so konzentriert an einem Blatt gesessen hat. Tatsächlich hat das Tier dort seine Eier abgelegt.
Glück für mich und auch für die Eier und Raupen, dass meine kleine Inspektion so erfogreich verlief. Wieder kommen neue Gäste in meinen naturnahen Garten hinzu. Ich freue mich schon jetzt riesig auf die tollen Falter, die demnächst zusätzlich die Blumen in unserem Garten bevölkern werden, anstatt den Tod durch Mähmaschinen erleiden zu müssen.
Nach Bekanntwerden der sogenannten „Krefelder Studie“, welche ein dramatisches Insektensterben attestierte, folgten die üblichen Lippenbekenntnisse aus diversen Politikermünderrn. Millionen Euro wurden vom Bundesumweltministerium zur Verfügung gestellt, um weitgehend unzureichende Maßnahmen gegen das Artensterben zu finanzieren. Der übliche Aktionismus eben…
Da werden mit viel Aufwand Blühwiesen angelegt, die im Herbst gemäht oder gar umgepfügt werden, was letztendlich dem Sinn der Sache widerspricht. Und selbst die verwendeteten Samenmischungen erfüllen in vielen Fällen nicht den eigentlichen Zweck. Zudem ist es essentiell, dass der Artenschutz alle Zyklen von Insekten berücksichtigt. Das Mähen solcher Flächen bringt für die meisten Insekten den sicheren Tod…
Ohnehin wird zu oft und zu viel gemäht. Damit sind ausnahmsweise mal nicht die Landwirte gemeint. Kommunen und Landesbetriebe für Straßenbau ereifern sich in viel zu hohem Maße an jenen Pflegemaßnahmen, die jegliche Natur in allzu enge Schranken verweisen.
Aber auch die Gärten der Nation werden zunehmend von Schotter und Kies dominiert. Wer jedoch glaubt, ein stets auf Bordsteinkante gemähter Rasen wäre insektenfreundlicher als ein Schottergarten, belügt sich nur selbst. Es soll jedem selbst überlassen sein, in welcher Ästheitik das eigene Grundstück erstrahlt. Man soll dann aber auch eingestehen, dass man gegen das Insektensterben eigentlich nichts unternimmt.
Die Argumentation mit dem Aufwand, einen Naturgarten zu pflegen, ist hinfällig. Blumenwiesen, idealerweise auf Basis einer Magerwiese, sind extrem pflegeleicht und weniger arbeitsintensiv als ein Rasen der halben Größe.
Und so häßlich sind naturbelassene Wiesen sicherlich nicht. Nützlich für den Artenreichtum sind sie allemal und im Prinzip gar nicht so unerheblich als Baustein in einem wirksamen Konzept gegen das Arten- bzw. speziell gegen das Insektensterben.
Die konventionelle Agrarwirtschaft mit ihren Pestitiziden, die nicht nur Insekten vergiften, wird immer noch höher subventioniert als der Erhalt unserer eigentlichen Lebengrundlage, der Natur. Das ist mindestens schizophren…
Dazu kommt eine stetige Flächenversiegelung für Baumaßnahmen, die definitiv nicht alle notwendig wären. Besonders skurill klingen hierbei die oft getätigten Aussagen, dass man Ausgleichsflächen anlegen würde. Doch woher nimmt man wohl jene Ausgleichsflächen und wie werden sie angelegt?
Im Filmbeitrag sieht man eine typische Mähaktion des kommunalen Bauhofes. Fahrbahnränder werden zur Unzeit unsinnigerweise und oft viel zu breit abgemäht. Diese Wegsäume entlang von Feld- und Waldwegen sind enorm wichtige Habitate für Insekten. Raupen vieler schöner Schmetterlingsarten, die hier lebten, wurden ohne Sinn und Verstand getötet.
Einfach mal die Natur in Ruhe lassen, wäre schon mal ein kostensparender Ansatz. Wann werden die verantwortlichen Politiker und Behördenmitarbeiter endlich begreifen, dass Insektenschutz bereits im kleinen Umfeld große Bedeutung besitzt?
Der Kleine Fuchs, unter dem wissenschaftlichem Namen Aglais urticae für Entomologen weltweit bekannt, gehört glücklicherweise noch zu einer recht häufig anzutreffenden Schmetterlingsart in Mitteleuropa.
Das hat nicht zuletzt wegen der weit verbreiteten Raupenfutterpflanze, der Brennessel, zu tun und der Anpassungsfähigkeit des Falters. So fühlt sich der Schmetterling sowohl in lichten Wäldern, auf Wiesen, in Parks sowie in Gärten wohl, solange genügend Nektarpflanzen vorkommen.
Allerdings sind die zum Teil weit übertriebenen Ordnungsmaßnahmen der Menschen maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Populationen von Faltern massiv zurückgehen.
In diesem Fall wurden die Raupen schon in frühem Stadium (L1) aus Brennesseln entnommen, die am Wegrand eines Rad- und Wanderweges wuchsen. Es war zu erwarten, dass die Wegsäume wie in jedem Jahr zu extrem gemäht werden. Das geschah auch in der 1. Juniwoche.
Vermutlich wurden durch die Entnahme und die geschützte Aufzucht viele Falter vor dem Tod gerettet und das Ergebnis bestätigt sicher die Notwendigkeit dieser Handlung. Eigentlich sollten im Bewusstsein des voranschreitenden Insektensterbens die Behörden erkannt haben, dass das Anlegen von subventionierten Blumenwiesen nicht viel bewirkt, wenn die Larvalhabitate in der Umgebung zerstört werden.
Dieses kleine Video soll möglichst viele Leute motivieren, ihre Gärten naturnah zu gestalten und nicht übermäßigen Ordnungssinn bei der Pflege ihrer Aussenanlagen an den Tag zu legen. Wer Schmetterlinge mag, muss auch Raupen mögen…