Warum sieht man so viele Brennesselfalter?

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Als sogenannte Brennesselfalter bezeichnet man die Arten

Aglais urticae (Kleiner Fuchs)

Kleiner Fuchs (Aglais urticae)

Aglais io (Tagpfauenauge)

Aglais io (Tagpfauenauge)

Vanessa atalanta (Admiral)

Vanessa atalanta (Admiral)

Araschnia levana (Landkärtchen)

Araschnia levana (Landkärtchen)

Die Raupen dieser Arten leben fast ausschließlich auf Brennesseln. Ihr Vorkommen und die Häufigkeit hängt neben anderen Umständen maßgeblich von der Existenz der Futterpfanzen in der Umgebung ab.

Im Sommer 2021 scheinen diese Falter recht häufig aufzutreten. Zumindest kann man anhand von Beobachtungen vieler Schmetterlingsfreunde dies daraus schließen. Selbst kann ich das aus meinem direkten Beobachtungsbereich (eigener Garten im nördlichen Saarland) absolut bestätigen. Lediglich das Landkärtchen hat sich zumindest hier noch nicht blicken lassen.

Immerhin ist es toll, wenn man diese farbenprächtigen Falter so häufig erblicken kann, zumal sie auch noch recht standorttreu sind.

Doch weshalb sind ausgerechnet diese Falter in diesem Sommer so überproportional präsent? (Im Vergleich zu den 70er oder 80er Jahren ist das allerdings nicht zu betrachten. Da war das völlig normal.)

Wie bekannt ist, spielen etliche Faktoren eine Rolle hierfür. Die Wetterbedingungen sind essentiell. So machte der extrem regenreiche Mai in unserer Region den Raupen keine großen Probleme, wo hingegen andere Arten dadurch weniger häufig auftraten.  Die Witterungsbedingungen haben also großen Einfluss auf die jeweiligen Entwicklungsstadien. Falter, die vorwiegend im Mai fliegen, traf es diesmal hart. Raupen hingegen hatten aus dem gleichen Grund mehr Schutz vor fliegenden Parasiten wie Raupenfliegen oder Schlupfwespen. Diese bevorzugen eben auch trockene Flugtage.
Zudem gedeihten die Raupenfutterpflanzen ziemlich gut. Die Brennesseln in der hinteren Ecke im Garten schossen auf Höhen jenseits eines Meters. Auch im Weggraben am nahegelegenen Rad- und Wanderweg gedeihten die Pflanzen prächtig.

Mitunter entscheidend jedoch für die hohe Populationsdichte war meiner Einschätzung und Beobachtung nach, auch dass durch den verregneten Mai die kommualen Mähtrupps der Bauhöfe deutlich später unterwegs waren. Erst gegen Ende Juni wurden zum ersten Mal die Wegränder wegrasiert. Die Raupen waren zu diesem Zeitpunkt weitgehend verpuppt. Sie konnten in größeren Mengen als üblich den Tötungsmaschinen entgehen, zumindest jene, die sich nicht innerhalb der Weggräben einen Platz zum Verpuppen suchten.

Ja, ich bin mir absolut sicher, dass die Mahd eine elementare Auswirkung auf Insektenpopulationen besitzt und man dies am Vorkommen der genannten Schmetterlingsarten sehr gut feststellen kann.

Dass andere Einflüsse wie Pestizide auf benachbarten Agarflächen oder Flächenversiegelung generell noch extremer Einfluss auf die Bestände von Insekten ausüben, steht außer Frage.

Ich habe 15 Raupen von Vanessa atalanta einsammeln können, bevor dann doch die Mähaktionen einsetzten. Diese Art verpuppt sich vorwiegend an der Futterpflanze selbst. Aus 5 Puppen bzw Raupen  schlüpften unterschiedliche Schlupfwespenarten. Das ist eigentlich noch ein guter Schnitt. Zählt man die Raupen dazu, die von anderen Fressfeinden in der Regel erbeutet werden, darf man von einer Rate von etwa 2% ausgehen, wie viele Eier es schaffen, Schmetterling zu werden. Also von 100 Eiern, die ein weiblicher Falter legt, werden 2 Nachkommen das Falterdasein erreichen. Wenn es drei oder gar vier sind, ist das eine glückliche Begebenheit.

Wenn man jetzt die menschlichen Einflüsse, wie zuvor erwähnt hinzunimmt, kann man sich erklären, weshalb die Biomasse an Insekten so dramatisch einbricht. Ein Ende ist nicht in Sicht…

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Schon wieder eine Rettungsaktion (Blutbär)

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Stillgelegte Eisenbahntrassen werden oft zu Radwegen umfunktioniert. Eigentlich ist das eine tolle Sache. Auch ist es erforderlich, dass diese Wege nicht zuwuchern. Der Randbewuchs wird daher recht regelmäßig geschnitten und gemäht. Aber nicht selten werden diese Maßnahmen zu massiv in die Fläche betrieben, vermutlich um zu häufige Einsätze vermeiden zu können.

Für viele Schmetterlingsarten wurden diese Radwege zu neuen Lebensräumen. So konnte ich im Vorbeifahren an einigen Jakobskreuzkraut- Pflanzen die Raupen des gleichnamigen Jakobskrautbären entdecken. Das ist recht leicht, denn sie sehen aus wie Ringelsocken (Stutzen) von Borussia Dortmund, gelb- schwarz im Wechsel auf den Segmenten.

Die Raupe von Tyria jacobaeae ist giftig für viele potentielle Fressfeinde, weil sie eben die Giftstoffe der Pflanze aufnimmt. Das Jakobskreuzkraut selbst kann für Weidevieh tödlich sein, wenn es bei der Ernte ins Heu gerät. Pferde, Kühe oder Schafe würden beim Frischfutter von den in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffen abgeschreckt werden, die aber im getrockneten Zustand nicht mehr enthalten sind.
Die Pflanze wird daher massiv von Landwirten und Viehzüchtern bekämpft, wenngleich durch Mähaktionen erhebliche Kollateralschäden entstehen und die Verbreitung der Pflanze sogar eher begünstigt wird.

Es gibt inzwischen sogar erfolgversprechende Ansätze, mit dem Jakobskrautbär das gefürchtete Gewächs biologisch zu bekämpfen.
https://blutbaer.de/

Der hübsche kleine Schmetterling wird auch Blutbär oder Karminbär genannt. Der Nachtfalter, der auch tagaktiv ist, wird leider immer seltener. Das hat vorwiegend mit der Zerstörung seiner Lebensräume zu tun, trockene, sonnige Wiesenhabitate mit dem Vorkommen der Raupenfutterpflanze und Nähe zu Waldrändern. Also ehemalige Eisenbahntrassen sind quasi ideal für das Tier. Man muss dem Schmetterling und seiner Raupe nur diesen Lebensraum lassen. Vorsorglich habe ich die Raupen, die an Pflanzen waren, die sehr nah am Wegrand wuchsen, eingesammelt. Die Gefahr, dass sie der nächsten Mähaktion zum Opfer fallen würden, ist ständig gegeben.

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