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Des Königs neue Kleider

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Eher selten verwende ich für Artikel die erste Person Singular. Weil ich aber in diesem Fall meine ganz persönliche Sichtweise präsentiere, wird es ausnahmsweise so sein.

Seit Monaten tobt eine heftige Debatte über Kleidungsstücke angeblich religiösen Ursprungs. Es geht augenscheinlich um traditionelle Verhüllungspraktiken muslimischer Frauen. Die Vollverschleierung Burka und die geringfügig freizügigere Variante Niqab sowie der aus konservativ muslimischer Sicht halbwegs badetaugliche Burkini sorgen für Wirbel und diverse Irritationen.

Mir ist es grundsätzlich egal, wie sich Leute kleidungstechnisch in der Öffentlichkeit darbieten. Ich sehe auch keinen direkten Zusammenhang zwischen diesen Kleidungsstücken und einer davon ausgehenden Terrorgefahr. Ich beobachte allerdings eine schleichende Zunahme dieser Kleidungsstücke, was durchaus der erhöhten Migration aus islamischen Ländern geschuldet sein mag.

Ich habe mir auch von Leuten, die den Koran, also quasi die in Worte gefasste Formelsammlung jener muslimischen Religion, erklären lassen, dass Frauen gleichberechtigt gegenüber Männern gestellt seien und es keine religiösen Zwänge geben würde, dass Frauen sich verhüllen müssten.

Jedoch ist das alles interpretationsoffen und extreme Gruppierungen wie die Salafisten besitzen hierzu deutlich andere Vorstellungen. Insbesondere Saudi- Arabien verfolgt recht restriktive Auslegungen des Koran und der Islam ist dort Staatsreligion und bestimmt das Leben der Menschen. Frauen sind in diesem Land definitiv nicht gleichberechtigt und werden zu vielen Dingen gezwungen bzw. man verwehrt ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Muslimische Frauen müssen sich in der Öffentlichkeit verhüllen, sonst droht Strafe.

Ein Schnappschuss wie das folgende Bild hätte sicher dramatische Folgen zumindest für die weiblichen Badenixen.

saudische Königsfamilie
Quelle: Facebook (Bernadette Lirakis)

Pikant an dem Foto ist jedoch der  Umstand, dass es sich bei den Personen um Mitglieder der saudischen Königsfamilie handelt, die an der französischen Mittelmeerküste von ihrer Yacht aus ziemlich weltoffenes Badevergnügen zelebrieren.  Die Analogie zur Überschrift wird damit hergestellt.

Mir ist das übrigens schon wieder egal. Doch was sagen jene Frauen dazu, die angeblich aus religiösen Gründen ihren Körper in der Öffentlichkeit bedecken? Was sagen jene Frauen dazu, die gezwungen werden, sich verhüllen zu müssen?

In westlichen Kulturkreisen haben Frauen lange für ihre Emanzipation kämpfen müssen. Was würden wohl diese Frauen zu muslimischen Frauen sagen wollen, die freiwillig auf die eigene Emanzipation verzichten?

Und tatsächlich gibt es doch einen Bezug zwischen der Verschleierung der Frau und dem islamistischen Terror. Denn diese Extremisten verwenden diese Zwangsverschleierung als ein Symbol ihres selbst ausgerufenen Kalifats.  Jede Frau, die verschleiert, insbesondere in weltoffenen, demokratischen Ländern ihre Religiosität präsentiert, setzt damit ein Zeichen für diese Extremisten. Die Vollverschleierung von Frauen stellt sowohl eine Inszenierung einer restriktiven Auslegung ihrer Religion als auch eine unbewusste Instrumentalisierung durch religiöse Fanatiker dar.

Das kann und darf man anders einschätzen, jedoch hat längst der Konflikt zwischen den religiösen Fanatikern und aus deren Sicht den Ungläubigen auf einer noch gewaltfreien Ebene begonnen. Das Grundrecht auf Religionsfreiheit wird bewusst überstrapaziert, um demokratische Werte gegeneinander auszuspielen. Bereits die höchsten juristischen Instanzen beschäftigen sich in Mitgliedsstaaten der EU inzwischen mit lapidaren Kleidungsstücken.  Der politische Rechtsruck, der in der gesamten europäischen Union nicht zu ignorieren ist, bekommt auch durch diesen Konflikt ideologische Nahrung. Selbstzerstörende Elemente der Demokratie wurden längst frei gesetzt.

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Scheiß Burka(verbot)

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Natürlich sind es wieder die erzkonservativen Fundamentalisten von CDU und CSU, welchen offensichtlich die Vollverschleierung von muslimischen Frauen wichtiger erscheint als das Lösen dringlicherer Probleme in unserer Gesellschaft. Als Wahlkampfposse mit der Wirkung einer mit Wucht ins Holz getriebenen Axt, spaltet das Thema die Nation. Sei es drum, so sollen eben 2 Quadratmeter Stoff die anstehenden Landtags- und womöglich sogar die Bundestagswahl entscheiden…

Als  Burka bezeichnet man jenes Gewand, worunter sich in der Regel eine Frau verbirgt, die durch eine Art Gitter vor den Augen nur eingeschränkt die Umgebung wahrnehmen kann. Die Light- Version davon bezeichnet man als Niqab, wo immerhin die obere Gesichtshälfte um die Augen partiell zu sehen ist. Zwar ist meistens nur die Rede von einem Burka- Verbot, jedoch dürfte auch der Niqab damit gemeint sein.

Nun lautet der Artikel 4 Absatz 1 & 2 des deutschen Grundgesetzes folgendermaßen:

 (1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Damit hat sich der Gesetzgeber wahrhaftig ein gesellschaftspolitisches Eigentor geschossen, sofern man diese beiden Sätze völlig losgelöst aus den Kontext des Gesamtwerkes betrachtet.

Unabhängig davon, dass man einer Burka- tragenden Person nur äußerst selten in diesem Land begegnen wird, erweckt dieses scheinbar religiöse Symbol bei kulturell und gesellschaftlich anders geprägten Menschen mindestens Unbehagen. Als in den achtziger Jahren die Punker mit schrillem Outfit provokativ ihren Lebensstil zur Schau stellten, wurde das ebenfalls belächelt bis verurteilt. Mit Religion haben alle Paradiesvögel, die sich absichtlich von der Masse zumindest optisch abheben wollen, kaum bis gar nichts am Hut. Verboten hat man Ihnen das dennoch nicht.

Allerdings war es ein Zeichen von selbstbestimmter Ausgrenzung gegenüber der restlichen Gesellschaft, eher selten als Modetrend zu interpretieren. Nun kann man auch vermuten, dass die Burka bzw. der Niqab als Ausgrenzungsmittel von Muslimen gegenüber der freien, demokratischen Gesellschaft verwendet wird. Es wirkt auf viele Menschen eben so, als wollte die Trägerin einer Vollverschleierung damit zum Ausdruck bringen, dass sie sich damit dem fremden Kulturkreis entziehen möchte. Genau genommen tut sie das auch, denn damit sendet sie ein Signal aus, das entsprechend von der vorwiegend kulturell anders geprägten Umwelt gedeutet wird. Das mag sie selbst womöglich völlig anders sehen.

Tatsächlich wird nicht eindeutig jene Vollverschleierung in der muslimischen Glaubenslehre vorgeschrieben. Entweder kann die Frau selbst entscheiden, ob und wieweit sie sich verhüllt oder es wird ihr von der Familie oder dem Ehepartner auferlegt. Letzteres entspricht weder der im Grundgesetz verbrieften Religionsfreiheit noch dem Islam als Glaubensdoktrin.

Teilweise versuchen immer wieder Muslime auf Grundlage des Grundgesetzes, also des Rechtes auf freie Glaubensausübung, nicht nur das Tragen der Burka durchzusetzen. Es gab sogar schon Rechtsstreits wegen Kopftüchern, was im Prinzip albern klingt. Auch an verschiedenen Universitäten wollten Muslime bereits die Möglichkeiten des täglichen Gebetes in eigens dafür zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten durchsetzen. Das kann man tun. Dennoch sollte man zuvor etwas darüber nachdenken, ob es sinnvoll und zielführend ist, die Grenzen eines demokratischen Rechtsstaates auszuloten. Zur freien Ausübung des Glaubens gehört auch die Vernunft, andere Menschen damit nicht zu belästigen. Es wirkt mitunter penetrant, wenn Menschen aus anderen Kulturen, wo bisweilen Demokratie lediglich ein Fremdwort darstellt und die Trennung von Kirche und Staat undenkbar wäre, auf Rechte pochen, welche sie in ihrer ursprünglichen Heimat nie zugestanden bekommen würden. In islamischen Ländern haben Anhänger anderer Glaubensbekenntnisse oft einen schweren Stand.

Dass der internationale Terrorismus vorwiegend mit dem Islam in Verbindung gebracht wird, ist nicht die Schuld des Islam, aber auch nicht die Schuld derer, die es so empfinden, weil jener Terror von den Terroristen sehr bewusst über den Islam transportiert wird. Muslime müssen es begreifen, dass nur sie diesen Terror, den sie ja selbstredend ebenfalls verurteilen, beenden können, indem sie ihre Religion harmonisieren und gegen die Auslegungen von Extremisten unantastbar machen. Das geschieht schlichtweg nicht. Dadurch suchen sich Menschen Symbole, welche den Terror, der ja weder greifbar noch vorhersehbar ist, identifizieren sollen. Die Burka als schwarzes Gewand, welches seine Trägerin in einer Anonymität verschwinden lässt, bietet sich geradezu als ein solches Feindbild an.

Es liegt in der Natur des Menschen, das Unerklärliche erklären zu wollen, das Unsichtbare sichtbar zu machen und das Unvorstellbare vorstellbar zu machen. Dafür bedient er sich seit seiner Entstehung Symbolen, Kultstätten, Fetischen oder Gottheiten. Dabei ist die Burka eigentlich nur ein eher trostloses, farbloses und unpraktisches Kleidungsstück, wovon keine reale Bedrohung ausgeht…

 

 

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