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Nackt im Netz – Die Analyse zur NDR Sendung

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Der Panorama- Beitrag des NDR, Nackt im Netz, hat richtigerweise bei einigen Internetnutzern für  Sorgenfalten gesorgt. Dennoch denke ich, dass der Beitrag auch Defizite besitzt. Das möchte ich hiermit ergänzen:

Insbesondere haben die Autoren sich bei der Erhebung jener Daten auf Browser- Erweiterungen wie das erwähnte „WoT“ (Web of Trust) fixiert. Dabei sind es oft solche Browser- Erweiterungen, die den Schutz vor Ausspähung etwas minimieren können. Aufgrund einiger schwarzer Schafe unter den sogenannten AddOns halte ich es eher für kontraproduktiv, diese oft nützlichen Erweiterungen pauschal zu dämonisieren. Solche Programme wie „Ghostery“ erwirken durchaus eine höhere Privatsphäre. Die Browser selbst sind ebenfalls unterschiedlich geschwätzig und von Google’s Chrome ist definitiv abzuraten, wohingegen Mozilla Firefox oder dessen Modifikation Cliqz vorzuziehen wären.

Tatsächlich ist es gar nicht nötig, dass Browser- Erweiterungen für das Sammeln jener Daten eingesetzt werden, da der Anwender allein durch das Nutzen von Suchmaschinen wie Google diese Daten bereits ohne Zusatzprogramme aushändigt. Im Beitrag war das auch kurzzeitig zu sehen, wenn auch nicht explizit darauf eingegangen wurde. Der Browser selbst liefert diese Daten aus, was in manchen Fällen sogar unumgänglich für das Funktionieren zwischen Client (PC, Smartphone) und Server ist. Ein gewisses „Handshake“ zwischen den kommunizierenden technischen Systemen muss schlicht stattfinden. Man kann es aber auf ein Minimum reduzieren.

Indem man z.B. anstatt Google als Suchmaschine eine datenfreundliche Alternative wie „Startpage.com“ verwendet, reduziert man die Auslieferung von spezifischen Daten ungemein.

Ist man Nutzer von sozialen Netzwerken wie Facebook, sollte man sich jedes Mal nach der Nutzung richtig abmelden. Denn ansonsten kann Facebook aufgrund der bekannten Identität des Nutzers sogar Daten sammeln, wenn dieser sich anderswo in der virtuellen Welt bewegt. Man kann sich das so vorstellen, als würde man einen Hund an einen Baum mit einer quasi unendlich langen Leine anbinden. Wie ein GPS- Signal sendet das Gerät des Facebook- Benutzers, der sich nicht vom Dienst abgemeldet hat, den Standort und den Namen der jeweiligen Internetpräsenz an Facebook zurück.

Dass man, wo immer es möglich ist, nicht unbedingt seinen Klarnamen angeben und mit Auskünften über die eigene Person sparen sollte, wäre ebenfalls eine recht simple Möglichkeit, die eigenen Datenspuren zumindest teilweise zu verwischen. Verschlüsselung und Proxy- Nutzung runden ein schon ziemlich schlüssiges Sicherheitskonzept ab. Stichwort „Tor„.

Extrem wichtig ist auch das Unterbinden von sogenannten Trackern. Damit bezeichnet man kleine Code- Snippets, die in die Quellcodes von Internetseiten eingebaut werden. Sie dienen hauptsächlich dem Zweck, die Besucher sekundär zu analysieren und auszuwerten, indem alle möglichen Daten, die zwangsläufig zwischen Start- und Zielsystem ausgetauscht werden, primär gesammelt werden. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht und habe einige „renommierte“ deutsche Internetpräsenzen danach untersucht, wie viele solcher Tracker dort ohne Einwilligung der Besucher deren Daten einsammeln (unvollständige Beispielliste):

trackerliste

 

Man könnte die Liste beliebig fortsetzen und in den meisten Fällen auch mehr oder weniger Tracker finden. Nun sind nicht alle Tracker gleichermaßen für die Privatsphäre gefährlich, dennoch wäre es die moralische Verpflichtung der Betreiber, mindestens die Besucher auf diese Datenerfassung hinzuweisen, natürlich bevor die Tracker aktiv werden. In der aktuellen Situation hat kein Anwender eine Chance, sich dagegen zu wehren, bestenfalls mit Anti- Tracker Programmen. Da klingt es beinahe schon schizophren, dass aktuell Branchen- Lobbyisten per Gesetz den Einsatz von sogenannten Ad- Blockern verbieten lassen wollen…

Der NDR setzt beispielsweise den Tracker „InfOnline“ ein, der das Besucheraufkommen messen soll. Es ist eine nutzbringende und strategische Information von Internetseitenbetreibern, bietet aber schon grundlegende Informationen zur Profilbildung. Der nächste Tracker „NetRatings SiteCensus“ besitzt schon eine andere Qualität. Auf der Internetpräsenz dieses Anbieters wird unverhohlen mit Marketing- Strategien aufgrund der gesammelten Daten geworben. Der 3. Tracker im Portfolio des NDR nennt sich „Digital Analytix“. Ich überlasse es jedem selbst, zu recherchieren, welche Daten die einzelnen Tracker sammeln und analysieren. Im Prinzip kann der NDR das sogar bequem im eigenen Haus tun, da ja der Sender als Kunde dieser Unternehmen das Ergebnis kostenpflichtig erhält. Für eine öffentlich- rechtliche Sendeanstalt halte ich das Tracken von Besuchern Ihrer Internetpräsenz durchaus für fragwürdig.

Da gibt es auch solche Tracker wie „Amazon Associates“, die z.B. dafür sorgen, dass die Internetnutzer auch die passende personalisierte Werbung erhalten und sich wundern, woher der Internetkonzern weiß, dass man tatsächlich nach diesen Dingen im Internet gesucht hat.

T- Online offenbart übrigens zusätzlich dubiose Geschäftspraktiken mit Tracking. Denn Kunden des Unternehmens sind schließlich gezwungen, über die Einstiegsseiten des Konzerns in ihren Online- Kundenbereich zu gelangen und werden somit ständig analysiert.  Netzpolitik.org bildet fast schon eine einsame und zugleich vorbildliche Ausnahme im Bereich der Nachrichtenportale und lässt seine Besucher in Ruhe.

Man darf aber nicht unerwähnt lassen, dass es auch Tracker gibt, die auch nützlich sind. Da wäre beispielsweise „Hupso“ zu erwähnen, der den Komfort bietet, dass Webinhalte schnell und einfach auf anderen Plattformen verbreitet werden können. Dabei werden natürlich auch Daten gesammelt, aber der Benutzer kann selbst entscheiden, ob er diesen Komfort nutzen möchte.

Und um nicht das Internet vollkommen verdammen zu wollen, hätte ich da noch einen kleinen Tipp: Warum drehen die Internetnutzer den Spieß nicht einfach um? Wer die genannten Möglichkeiten voll oder teilweise ausschöpft, um seine Daten gegenüber den Datenkraken zu verschleiern, kann z.B. eine dieser Datenkraken und zwar Facebook nutzen, um zu überprüfen, wie gut die eigenen Schutzmechanismen wirken. Denn Facebook bietet lustiger Weise die Möglichkeit, nachzusehen, weshalb ausgerechnet jene Werbeeinblendung angezeigt wird. Je unpräziser die Auswahlkriterien sind, desto besser hat die eigene Verschleierung funktioniert. Im Grunde kann man Facebook- Werbeeinblendungen als Indikator für das eigene Datenschutzkonzept missbrauchen 😉

 

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