Schlagwort-Archive: Baron von Münchhausen

Ruhig Brauner

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Ursprünglich galt diese Redewendung meist jungen, ungestümen Pferden. Hier nicht. Hier wird diese interpretationsfähige Aufforderung an all jene Homo Sapientes, die eben weniger bis gar nicht „sapiens“ sind, adressiert.

Da wäre zum Beispiel jener Thomas De Maiziere, seines Zeichens Bundesinnenminister und chronischer Zahlenverdreher. Die Flüchtlingskrise macht ihm und seinen Kabinettmitgliedern doch arg zu schaffen, um am Vokabular der Bundeskanzlerin anzuknüpfen. Denn der sowohl historische als auch gleichzeitig dämliche Spruch „Wir schaffen das“ hat sicher eines geschafft, nämlich die Bevölkerung in Gutmenschen und Besserdeutsche zu spalten. Freilich gibt es dazwischen auch noch etliche rational denkende und handelnde Menschen, jedoch weder die Medienwelt noch die hohe Politik lassen sich auf derlei vernünftige Kompromisse ein…

Dieser Herr De Maiziere hat dermaßen viel Angst vor Terrorismus, dass er glaubt, präventiv jedem Bürger in den Hosenschlitz schauen zu müssen. Er überschlägt sich förmlich, neue Gesetze und Sicherheitskonzepte zu entwickeln, ohne die bestehenden Sicherheitsmechanismen überhaupt auszuschöpfen. Wäre er ein Pferd, wäre er quasi davon galoppiert und im Sumpf stecken geblieben. Da er nicht wie einst der Baron von Münchhausen einen Zopf besitzt, kann er sich leider nicht selbst aus der misslichen Lage befreien. Allerdings könnte er trefflich mit dem Lügenbaron konkurrieren, wenn er sich in Statistiken und Studien verliert, die er im Eifer der Dringlichkeit selbst erfunden hat.

Jetzt sind nicht alle Migranten Flüchtlinge und verschwindend wenige davon Terroristen, doch bekanntlich ist es so, wenn man mit Kanonen auf Spatzen schießt, trifft man mindestens die Balkonpflanzen des Nachbarn. Als Politiker besitzt man dann immer noch die alles entscheidende Option, einen Erfolg der durchgeführten Operation heraus zu filtern. Also der gesamte Balkon war ohnehin renovierungsbedürftig oder so…

Zwar hat bislang die reaktivierte Vorratsdatenspeicherung keinen erwähnenswerten Erfolg zu verzeichnen, doch nach der Logik des Bundesinnenministers ist es dennoch ein unerlässlicher Schritt zu höherer Sicherheit. Man zerschmettert auf diese Weise nicht nur die Balkonpflanzen, sondern zukünftig auch noch das einzig verbliebene Urlaubsziel des vorsichtigen Biodeutschen, da schließlich die restliche Welt komplett durch Terroristen kontaminiert ist. Und die Spatzen pfeifen es schließlich von den Dächern…

Das Schweigen der Lämmer soll nach den Vorstellungen des Bundesinnenministers zumindest in der Ärzteschaft gebrochen werden, da schließlich jene Psychopathen, welche sich verschreibungspflichtig in die Luft sprengen, zuvor redselig dem Mediziner ihres Vertrauens offenbart haben sollen. Ritalin wird zum Indiz für Terrorgefahr. Geheimnisse dürfen zukünftig nur noch die Verhandlungspartner von transatlantischen Freihandelsabkommen besitzen. Und kaum nachdem Thomas De Maizere von diesem Irrwitz überzeugt werden konnte und die Ärzte weiterhin schweigen dürfen, finden seine Parteikollegen eben die Burka als potentiell so gefährlich, dass nicht einmal der Kampfmittelräumdienst hierbei helfen könnte.

Ist eine Abschiebungshaft für straffällig gewordene Ausländer nicht längst im Ausländerrecht etabliert? Weshalb will der Bundesinnenminister das Rad neu erfinden? Würde es nicht genügen, wenn die Behörden ihre Arbeit gewissenhaft erledigen würden?

Und letztendlich bezeichnet man mit der Farbe Braun auch eine politische Gesinnung, die immer dann entsteht, wenn man zu viele Farben miteinander mischt.

 

 

 

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Baron von Münchhausen versus Pinocchio

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Ein eher unbedeutender Zwischenfall im sächsischen Arnsdorf veranschaulicht, wie unterschiedlich Medien faktisch nachweisbare Geschehnisse nach eigener Gesinnung interpretieren. Ein als psychisch kranker Asylbewerber stiftet Unruhe in einer Netto- Filiale. Der Iraker konnte aufgrund von Sprachproblemen offenkundig ein Problem mit einer dort gekauften SIM- Karte nicht artikulieren. Demgegenüber konnte die Mitarbeiterin des Einkaufsmarktes das Problem des Mannes nicht zu dessen Zufriedenheit lösen. Womöglich war das Guthaben der SIM- Karte bereits aufgebraucht und die Angestellten des Einkaufsmarktes versuchten den Asylbewerber zum Verlassen des Ladens bewegen. Es muss bereits der dritte Anlauf des Irakers gewesen sein und er wurde von der Polizei schon zweimal zurück in die ortsansässige Klinik gebracht. Die Situation war angespannt und der Iraker wollte eine Flasche, die er in der linken Hand hielt, trotz Aufforderung nicht ins Regal zurück stellen. Plötzlich stürmte eine Gruppe Männer zielsicher auf den Asylbewerber zu und überwältigen diesen unter Anwendung von körperlicher Gewalt. Die 4 Personen sollen zu einer selbsternannten Bürgerwehr gehören, was aus der Aussage einer Kundin und den Aufdrucken auf deren T- Shirts hervorging. Die Männer fesselten anschließend den Iraker mit Kabelbindern an einen Baum, um nach eigenen Aussagen dessen Flucht zu verhindern.

Dieser Artikel soll nun weniger die juristischen Aspekte des Vorfalls behandeln, sondern vergleicht die Berichterstattung diverser Medien. Da ein Videomitschnitt des Vorfalls existiert, besitzt man die seltene Gelegenheit, die jeweilige Berichterstattung möglichst objektiv vergleichen zu können, sofern man dazu in der Lage ist bzw. das überhaupt möchte. Die Überschriften verschiedener Nachrichtenportale lassen schon erkennen, ob und wie manipulativ der Artikel dahinter sein wird.

Männer vertreiben Asylbewerber aus Supermarkt und binden ihn an Baum (Quelle: https://mopo24.de/nachrichten/arnsdorf-netto-supermarkt-iraker-asylbewerber-bedrohen-kabelbinder-festbinden-69243)

Bürgerwehr geht auf kranken Flüchtling los (Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/arnsdorf-in-sachsen-buergerwehr-geht-auf-kranken-fluechtling-los-a-1095388.html)

Flüchtling randaliert in Supermarkt (Quelle: http://www.pi-news.net/2016/06/arnsdorf-fluechtling-randaliert-in-supermarkt/)

Angebliche Bürgerwehr greift Asylbewerber an (Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-06/arnsdorf-sachsen-fluechtling-buergerwehr-supermarkt)

Sächsische Bürgerwehr quält psychisch kranken Flüchtling (Quelle: http://www.stern.de/panorama/stern-crime/saechsische-buergerwehr-quaelt-psychisch-kranken-fluechtling-6881128.html)

Flüchtling im Supermarkt von Bürgerwehr aus dem Laden geworfen (Quelle: https://politikstube.com/arnsdorf-fluechtling-im-supermarkt-von-buergerwehr-aus-dem-laden-geworfen/)

Unschwer erkennt der geübte Leser, dass gewisse Tendenzen nicht zu leugnen sind. Zugegebenermaßen ist das Video nicht von bester Qualität, aber gewisse Sachverhalte lassen sich nicht leugnen.

Der Bedrohung mit der Weinflasche vorausgegangen war der Fakt, dass der Mann zuvor bereits zwei Mal im Netto erschienen war… Anschließend war der Mann so in Rage, dass er sich die Weinflasche schnappte und die Mitarbeiterin bedroht haben soll.

Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf eine Bedrohungslage in der hier geschilderten Form. Schlimmstenfalls könnte man besorgt darüber sein, dass jemand, der sich in Aufregung befindet, eine Flasche in der Hand hält. Die Schlussfolgerung, dass der Iraker diese Flasche als Waffe einsetzen könnte, ist abenteuerlich, allerdings nicht völlig unwahrscheinlich. Aber er hat die Mitarbeiterin zu keinem Zeitpunkt mit der Flasche bedroht. Ob eine verbale Bedrohung vorlag, kann wegen den offensichtlich beidseitigen Verständigungsproblemen nicht zweifelsfrei geklärt werden.

Das rechtspopulistisch angehauchte Online- Magazin PI- News will sogar einen Diebstahl erkannt haben.

Ein gestern veröffentlichtes Video zeigt einen „Flüchtling“ in Arnsdorf (Sachsen), der beim Klauen zweier (Wein?)Flaschen in einem Netto-Supermarkt erwischt wurde.

Der Iraker befindet sich innerhalb des Netto- Marktes hinter der Kassenzone. Er hat weder die Flasche(n) eingesteckt noch ist aus der Situation zu schließen, dass er den Wein (?) stehlen wollte.

Schließlich kommen drei kräftige Männer einer Lokalen Bürgerwehr, nehmen dem „Flüchtling“ die Flaschen ab und eskortieren ihn nach draußen. Kurz vor dem Verlassen des Supermarktes will sich der Ladendieb losreißen und versucht gewalttätig zu werden. 

Die Darstellung des Vorfalls aus Sicht von PI- News verharmlost das durchaus vehemente Einschreiten jener Bürgerwehr und stellt den Iraker als gewalttätigen Ladendieb dar. Offensichtlicher kann man gar nicht mehr lügen…

Das Magazin „Der Stern“ übertreibt hingegen in die andere Richtung:

Es ist eine weitere Geschichte aus Sachsen, die einen erschreckenden Umgang mit Flüchtlingen dokumentiert: Im sächsischen Arnsdorf haben mehrere Männer einen Asylbewerber geschlagen, gewaltsam aus einem Supermarkt getragen und an einen Baum gefesselt.

In deren Auslegung der Geschehnisse wird der Eindruck vermittelt, als würde in Sachsen unverhohlen Lynchjustiz an unschuldigen Asylbewerbern betrieben. Auch diese Darstellung entspricht nicht den Tatsachen. Das Vorgehen der 3 oder 4 Männer, die den Iraker ohne vorherige Deeskalationsversuche gewaltsam überwältigten, war in dieser Form unangemessen.

Es ist ein beeindruckendes Paradebeispiel, wie manipulativ allein die Schlagzeilen wirken können, wenn man nicht die Möglichkeit besitzt, sich selbst ein Bild von den Vorkommnissen zu machen.

Den sprichwörtlichen „Vogel“ schießt allerdings der selbsternannte Oberpatriot der Retter des christlichen Abendlandes, Lutz Bachmann, ab.

LutzBachmannAusgerechnet jener Herr Bachmann, der keine Gelegenheit auslässt, alle ihm nicht gewogenen Medienvertreter als Lügenpresse zu beschimpfen, bedient sich ungeniert der falschen Behauptungen.

LutzBachmann2Seine Anhänger aus dem PEGIDA– Umfeld klatschen verbal Beifall und überschlagen sich quasi mit rassistischen Äußerungen und Pöbeleien.

Sie merken nicht einmal, wie sie sich selbst entlarven…

 

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