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Glyphosat endlich mit Erdbeergeschmack

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Wenn die WHO (Weltgesundheitsorganisation) erklärt, dass das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat wahrscheinlich nicht krebserregend sein soll, steht somit einer Weiterverwendung und Genehmigung von Seiten des EU- Parlaments nichts mehr im Weg…

roundupDass noch bis neulich eben jene WHO zu einem gegenteiligen Ergebnis gekommen ist, führt zu Irritationen. Jeweils beide Studien konnten ihre finalen Aussagen nicht faktisch nachweisen und besitzen eine ordentliche Portion Wahrscheinlichkeit in ihrer Beurteilung.

Im umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) findet man quasi diese Positionierung auch, und zwar in der Betrachtung von Unbedenklichkeit bei Lebensmitteln und Medikamenten. Während die Amerikaner nach dem sogenannten Toxic Substances Control Act verfahren, halten sich die Europäer an die REACH-Gesetzgebung.

Das bedeutet, dass in Europa zunächst der Schutz von Gesundheit und Umwelt gewährleistet werden muss, indem ein Hersteller von Produkten die Unbedenklichkeit selbiger nachweisen muss. In den USA hingegen muss eine staatliche Aufsichtsbehörde die Schädlichkeit eines Produktes nachweisen, bevor dessen Verwendung beschränkt oder verboten werden kann. Man kann sich ungefähr vorstellen, wie weit die Standards voneinander entfernt sind…

Ob nun Glyphosat, welches z.B. von Monsanto unter dem Label Roundup vertrieben wird, unbedenklich für Mensch und Natur ist, bleibt irgendwie ungeklärt. Deswegen lohnt sich ein Blick in die Gebrauchsanweisung jenes Produktes:

Behandelten Aufwuchs (Abraum vor der Neueinsaat) weder zur Kleintierfütterung noch zur Kleintierhaltung verwenden.

Warum man das nicht tun soll, bleibt allerdings ohne Erklärung…

Die Anwendung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel ist verboten auf: 1. nicht versiegelten Flächen, die mit Schlacke, Splitt, Kies und ähnlichen Materialien befestigt sind (Wege, Plätze und sonstiges Nichtkulturland), von denen die Gefahr einer unmittelbaren oder mittelbaren Abschwemmung in Gewässer oder Kanalisation, Drainagen, Straßenabläufe sowie Regen und Schmutzwasserkanäle besteht, es sei denn, die zuständige Behörde schreibt mit der Genehmigung ein Anwendungsverfahren vor, mit dem sichergestellt ist, dass die Gefahr der Abschwemmung nicht besteht.

2. oder unmittelbar an Flächen, die mit Beton, Bitumen, Pflaster, Platten und ähnlichen Materialien versiegelt sind (Wege, Plätze und sonstiges Nichtkulturland), von denen die Gefahr einer unmittelbaren oder mittelbaren Abschwemmung in Gewässer oder Kanalisation, Drainagen, Straßenabläufe sowie Regen- und Schmutzwasserkanäle besteht, es sei denn, die zuständige Behörde schreibt mit der Genehmigung ein Anwendungsverfahren vor, mit dem sichergestellt ist, dass die Gefahr der Abschwemmung nicht besteht.

Irgendwie klingen diese Einschränkungen für einen angeblich unbedenklichen Einsatz nicht vertrauenserweckend. Zwar ist nicht die Rede von einer möglichen Krebsgefahr, aber immerhin von einer Gefährdung, welche nicht näher erläutert wird. Das klingt fast, als brauche man sich nicht vor anderen Nebenwirkungen zu fürchten, wenn der schlimmste anzunehmende Fall nicht nachgewiesen werden kann. Das beruhigt ungemein, auch wenn Durchfall zum Dauerzustand wird…

Fakt ist auch, dass Glyphosat in Lebensmitteln nachgewiesen wurde. Es gerät also definitiv in den Nahrungskreislauf. Das kann aber nicht so schlimm sein, denn Gift in geringen Mengen tötet schleichend und nicht plötzlich…

In seiner Anwendung soll Glyphosat zuverlässig auch hartnäckige Pflanzen wie Brenneseln und Löwenzahn vernichten, welche ja bekanntermaßen als extrem robust gelten. Das macht nachdenklich. Denn wenn solche hoch widerstandsfähigen Pflanzen in die Knie gezwungen werden, muss man sich fragen, wieso dem gegenüber empfindliche Organismen wie z.B. der menschliche Körper keinen Schaden erleiden sollen?

Skurril dürfte hierbei der Umstand sein, dass eben jene WHO jüngst die Wurst als krebserregend klassifizierte und diese somit bedenklicher in der Hierarchie krebsfördernder Substanzen ist als der Unkrautvernichter. Was spricht also dagegen, Glyphosat gleich als Energiedrink für eine ausgewogene Darmflora mit Erdbeergeschmack anzubieten…?

Anmerkung: Selbst wenn Glyphosat nicht mehr zugelassen werden sollte, ist die Gefahr keineswegs gebannt. Denn solange es Ersatzprodukte gibt, welche womöglich schlimmere Auswirkungen auf Mensch und Natur entfalten und stattdessen eingesetzt werden dürfen, ist ein Verbot reine Makulatur.

 

 

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Wofür steht das „S“ in SPD?

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Wirtschaftsminister in einer Großen Koalition wird man augenscheinlich nur, wenn man den Managern von Großkonzernen gewogen ist und nach deren Gusto Entscheidungen herbei führt. Der amtierende SPD- Parteichef und seit dieser Legislaturperiode in Personalunion agierende Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel scheint diese Symbiose zu begriffen zu haben.

Jedenfalls findet der Sozialdemokrat das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) zwischen den USA und der EU zunehmend charmanter. Ohne auf alle bislang bekannt gewordenen Vertragsgegenstände einzugehen, besitzt eine bestimmte Passage genügend Brisanz, um die Steuerzahler als Leidtragende so richtig wütend zu machen. Der sogenannte Investitionsschutz ermöglicht Unternehmen, gegen Staaten vor einem intransparent tagenden sowie willkürlich zusammengesetzten Schiedsgericht ihrer Wahl, bestehend aus Anwälten aus der Privatwirtschaft als richterliche Instanz, zu klagen, wenn sie ihre Interessen im jeweiligen Mitgliedsland gefährdet sehen. Das geschieht aktuell sogar in Deutschland, wo der schwedische Energiekonzern Vattenfall die Bundesregierung auf 4,7 Milliarden Euro Schadensersatz wegen des Atomausstiegs verklagt. Welche Antwort darf der Mistkäfer wohl von der Dungfliege erwarten, wenn er nach dem Geruch eines Kuhfladens fragt?

Seine Weggefährtin und ihres Zeichens Arbeitsministerin, Andrea Nahles, bestellt derweil ein anderes Feld. Tarifpluralität gilt zwar per Arbeitsrecht als legitimes Instrument für Gewerkschaften, um ihre Interessen vertreten zu können, doch was kümmert es die Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr reibt? Künftig soll nur noch die mitgliederstärkste Gewerkschaft in einem Unternehmen Tarifabschlüsse mit dem jeweiligen Arbeitgeber aushandeln dürfen. Damit soll die Macht kleiner Gewerkschaften wie Cockpit für Piloten oder GdL für Lokomotivführer wirksam gebrochen werden. Qui bono? Wer profitiert davon?

Die Partei „Soziales Netzwerk“ muss leider feststellen, dass der Begriff „Sozialdemokrat“ nicht mehr der SPD zugesprochen werden kann und legt jener historischen, einstigen  Arbeitnehmerpartei nahe, sich doch passend sowie ihrem Klientel entsprechend umzubenennen. „Kapitaldiktatorische Partei“ klingt eindeutig ehrlicher.

Bürgerinteressen dürfen nicht Unternehmensinteressen untergeordnet werden. Global agierende Großkonzerne erhalten immer größeren Einfluss auf Staaten und deren Regierungen. Demokratie weicht kapitalistischen Hierarchien. SozNet fordert eine vollkommene Transparenz der TTIP- Verhandlungen, die Offenlegung aller Vertragspunkte sowie eine weitreichende Mitbestimmung der EU- Bürger, bestenfalls als Volksentscheide.

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