Eher selten verwende ich für Artikel die erste Person Singular. Weil ich aber in diesem Fall meine ganz persönliche Sichtweise präsentiere, wird es ausnahmsweise so sein.
Seit Monaten tobt eine heftige Debatte über Kleidungsstücke angeblich religiösen Ursprungs. Es geht augenscheinlich um traditionelle Verhüllungspraktiken muslimischer Frauen. Die Vollverschleierung Burka und die geringfügig freizügigere Variante Niqab sowie der aus konservativ muslimischer Sicht halbwegs badetaugliche Burkini sorgen für Wirbel und diverse Irritationen.
Mir ist es grundsätzlich egal, wie sich Leute kleidungstechnisch in der Öffentlichkeit darbieten. Ich sehe auch keinen direkten Zusammenhang zwischen diesen Kleidungsstücken und einer davon ausgehenden Terrorgefahr. Ich beobachte allerdings eine schleichende Zunahme dieser Kleidungsstücke, was durchaus der erhöhten Migration aus islamischen Ländern geschuldet sein mag.
Ich habe mir auch von Leuten, die den Koran, also quasi die in Worte gefasste Formelsammlung jener muslimischen Religion, erklären lassen, dass Frauen gleichberechtigt gegenüber Männern gestellt seien und es keine religiösen Zwänge geben würde, dass Frauen sich verhüllen müssten.
Jedoch ist das alles interpretationsoffen und extreme Gruppierungen wie die Salafisten besitzen hierzu deutlich andere Vorstellungen. Insbesondere Saudi- Arabien verfolgt recht restriktive Auslegungen des Koran und der Islam ist dort Staatsreligion und bestimmt das Leben der Menschen. Frauen sind in diesem Land definitiv nicht gleichberechtigt und werden zu vielen Dingen gezwungen bzw. man verwehrt ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Muslimische Frauen müssen sich in der Öffentlichkeit verhüllen, sonst droht Strafe.
Ein Schnappschuss wie das folgende Bild hätte sicher dramatische Folgen zumindest für die weiblichen Badenixen.
Pikant an dem Foto ist jedoch der Umstand, dass es sich bei den Personen um Mitglieder der saudischen Königsfamilie handelt, die an der französischen Mittelmeerküste von ihrer Yacht aus ziemlich weltoffenes Badevergnügen zelebrieren. Die Analogie zur Überschrift wird damit hergestellt.
Mir ist das übrigens schon wieder egal. Doch was sagen jene Frauen dazu, die angeblich aus religiösen Gründen ihren Körper in der Öffentlichkeit bedecken? Was sagen jene Frauen dazu, die gezwungen werden, sich verhüllen zu müssen?
In westlichen Kulturkreisen haben Frauen lange für ihre Emanzipation kämpfen müssen. Was würden wohl diese Frauen zu muslimischen Frauen sagen wollen, die freiwillig auf die eigene Emanzipation verzichten?
Und tatsächlich gibt es doch einen Bezug zwischen der Verschleierung der Frau und dem islamistischen Terror. Denn diese Extremisten verwenden diese Zwangsverschleierung als ein Symbol ihres selbst ausgerufenen Kalifats. Jede Frau, die verschleiert, insbesondere in weltoffenen, demokratischen Ländern ihre Religiosität präsentiert, setzt damit ein Zeichen für diese Extremisten. Die Vollverschleierung von Frauen stellt sowohl eine Inszenierung einer restriktiven Auslegung ihrer Religion als auch eine unbewusste Instrumentalisierung durch religiöse Fanatiker dar.
Das kann und darf man anders einschätzen, jedoch hat längst der Konflikt zwischen den religiösen Fanatikern und aus deren Sicht den Ungläubigen auf einer noch gewaltfreien Ebene begonnen. Das Grundrecht auf Religionsfreiheit wird bewusst überstrapaziert, um demokratische Werte gegeneinander auszuspielen. Bereits die höchsten juristischen Instanzen beschäftigen sich in Mitgliedsstaaten der EU inzwischen mit lapidaren Kleidungsstücken. Der politische Rechtsruck, der in der gesamten europäischen Union nicht zu ignorieren ist, bekommt auch durch diesen Konflikt ideologische Nahrung. Selbstzerstörende Elemente der Demokratie wurden längst frei gesetzt.