Der Große Schillerfalter (Apatura iris) ist zweifellos einer der prächtigsten einheimischen Schmetterlinge. Die Art ist glücklicherweise noch nicht vom Aussterben bedroht, aber die Populationsrückgänge sind dramatisch.
Die Art lebt in lichten Michwaldstrukturen, vorwiegend wo Sukzessionsflächen den Pionierpflanzen die Möglichkeit bieten, sich zu entfalten. Denn die Raupenfutterpflanze ist die Salweide (Salix caprea), ein Weichholz, dass an Stellen keimt und wächst, wo zuvor eine ökologische Katastrophe geschehen war, ob durch forstwirtschaftlichen Kahlschlag, Sturm oder Brand. Außerdem ist quasi immer ein kleineres Fließgewässer in unmittelbarer Nähe vorzufinden. Dieses Mikroklima ist für die Art lebensnotwendig.
Apatura_iris
Der Klimawandel macht dieser Art auch zu schaffen, denn die Raupen brauchen es eher kühl und feucht. Jedoch problematischer als der Klimawandel sind menschliche Eingriffe in dieses Ökosystem. Für die Forstwirtschaft sind Salweiden eher unbrauchbar und werden als lästiges Weichholz abgeschlagen, um Platz für wirtschaftlich interessantere Gehölze zu schaffen. Aber auch die kommunalen Bauhöfe der Gemeinden schlagen die eher strauchigen Salweiden an Weg- und Waldrändern vielerorts unnötig ab.
Das Jahr 2022 war für die Art eher ein gutes Jahr, allerdings darauf zurückzuführen, dass 2021 im Durchschnitt relativ naß und kühl in Zeiten des Klimawandels war. Die große Hitze und Trockenheit macht den Jungraupen, die ab Juli zu finden sind, oft große Probleme.
Ich fand auch schon Raupen, die quasi auf ihrem Sitzplatz vertrocknet waren. Es ist eine Eigenheit weniger Arten, dass sie ein Blatt am Ast und sich selbst an der Spitze des Blattes festspinnen. Nur zum Fressen verlassen sie diese Stelle und fressen in das Blatt ein charakteristisches Fraßmuster, wodurch Leute mit geübtem Blick die Raupen finden können.
Dass die geschützte Aufzucht dieser Raupen dadurch zur Herausforderung wird, wird sich jeder Züchter vorstellen können. Denn ein Futterwechsel wie bei anderen Arten ist nicht möglich. Die Raupen müssen demzufolge auf lebendigen Salweiden gehalten werden.
Ich züchte mir hierfür zuvor Salweiden als Topfpflanzen. Ist diese Hürde mit dem Futter überwunden, ist die Zucht wiederum einfacher, denn der stetige Futterwechsel entfällt. Man könnte sogar auf ein Behältnis (Aerarium) verzichten, denn die Raupen verlassen im Prinzip ihre Futterpflanze nicht freiwillig. Zum Schutz gegen Fressfeinde ist aber dennoch ein Aerarium zu empfehlen.
Die zweite große Hürde bei dieser Zucht ist die Dauer. Es geht ja schließlich darum, die Raupen vor dem Fällen der Bäume zu retten, was ja unweigerlich zu deren Tod führen würde. Also muss man sie bereits frühzeitig von Stellen einsammeln, wo entsprechende Bereinigungsaktionen durch Kommunen oder Forstämter zu erwarten sind. Denn die Raupen verlassen erst ihr Sitzblatt, wenn die Bäume ihre Blätter verlieren. Die Raupen von Apatura iris verharren dann vorwiegend an den Ästen und in Astgabeln und trotzen Regen, Eis und Schnee. Selbst über Tage können die Raupen regelrecht eingefroren so überleben, obwohl oder gerade weil sie gerade einmal 2 Zentimeter groß sind.
Derzeit befinden sich 15 Raupen von Apatura iris in meiner Obhut. Um die gut getarnten Räupchen schnell zu finden, sind deren Sitzblätter mit bunten Stecknadeln markiert worden. Gelegentlich wandern sie dann doch mal über die Salweide und suchen sich ein besseres Sitzblatt.
Über den Winter steht dann das Aerarium im Freien, damit die natürlichen Bedingungen gewährleistet sind. Ansonsten würde man durch falsche Bedingungen die Raupen dazu verleiten, ihren Entwicklungszyklus fortzusetzen, sodass sie letztendlich an Ermangelung von Futter verhungern würden.
Apatura iris ist ein ausgesprochener Spezialist und über seinen ganzen Lebenszyklus hinweg auf die Salweide angewiesen. Das Entfernen dieser Pflanzen an einem Habitatsstandort kann somit die komplette Population dieser Art dort vernichten. Nur weinige Wochen im Juni und Juli fliegt der Falter und könnte solchen Eingriffen selbst entgegenwirken.
Ab dem Zeitpunkt, wo die ersten Blätter austreiben, erwacht die Raupe von Apatura iris sozusagen aus dem Winterschlaf. Etwa gegen Mitte Mai verpuppen sich die Raupen.
Auch die Verpuppung findet auf der Futterpflanze statt.
Der Große Schillerfalter ist vom „Kleinen“ an der weißen Binde auf den Unterflügeln zu unterscheiden, die einen markanten Zacken vorweist. Zudem fehlen die orangefarbenen Kreise auf den Oberflügeln, die wiederum bei Apatura ilia zu finden sind. Die Raupen sind quasi nicht zu unterscheiden. Wenn man eine Raupe auf Espe oder Ulme findet, handelt es sich mit großer Sicherheit um Apatura ilia.
Auch bei der Nahrung ist der Schillerfalter kein Nektartrinker. Die weiblichen Falter bevorzugen Baumsäfte und Honigtau, während die männlichen Tiere magisch von Exkrementen, Tierkadavern oder gar Schweiß angelockt werden. Nicht selten entdeckt man die Falter auf Waldwegen, wenn sie an feuchten Stellen Mineralien aufnehmen, die wichtig für die Fortpflanzung sind.
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