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Das Milchmädchen macht die Rechnung

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Die Preise für Milch sind massiv gesunken, dass ein Liter der nahrhaften Flüssigkeit mancherorts weniger als 50 Cent kostet, also der Erlös für die Bauern weniger wert zu sein scheint, als das Pfand einer leeren Flasche. Irgendwie schauderhaft skurril.

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Quelle: Freepic.com (Roberto Burgos S.)

Etwa 20 Cent bekommt ein Landwirt derzeit noch für einen Liter Milch als Erlös für eine Menge Arbeit, diese Milch produzieren zu können.

Gründe für das Dilemma scheint es viele zu geben. Das Handelsembargo gegenüber Russland sowie die geringe Nachfrage aus China werden maßgeblich verantwortlich dafür gemacht. Ebenso ist offensichtlich die Milchproduktion in den USA und in Neuseeland eine zusätzliche Belastung. Selbst die bereits vor einem Jahr in der EU ausgelaufene Milch- Quote soll  Auswirkungen zeigen. Das klingt alles plausibel und die Bundesregierung, speziell das CSU geführte Agrarministerium, will mit Subventionen gegensteuern.

Bereits im Vorfeld wird eine solche Maßnahme gerechtfertigt, indem man auf Subventionen für Elektro- Autos sehr offensiv verwies und durchaus ein direkter Zusammenhang besteht. Man darf es als einen jener faulen Deals unter Politikern unterschiedlicher Ressorts verstehen. Es ist aber genau so wenig eine Lösung, den Milchbauern temporär Steuererleichterungen zu gewähren wie es eine Lösung für eine verkorkste Elektromobilität ist, mit falschen Anreizen das gesteckte Ziel zwar nicht mehr zu erreichen, aber wenigstens aus der Ferne die Ziellinie erblicken zu können.

Die Milchquotenregelung stammt noch aus den 80er Jahren und wurde damals symbolisch wie faktisch mit den sogenannten Butterbergen skizziert. Eine Spirale begann sich irrwitzig zu drehen. Eine Überproduktion an Milchprodukten ließ den Markt kollabieren, denn unaufhörlich wurde die Produktionsmenge erhöht, um über die Menge Erlöse zu erwirtschaften. Die Quote sollte regulierend wirken, hatte aber auch zur Folge, dass viele Betriebe nicht mehr wirtschaftlich arbeiten konnten und schließlich aufgaben.

Ein Paradoxon wird mit einer Milchsubvention geschaffen, indem der Preis damit niedrig bleiben kann, den Bauern vorübergehend vielleicht die Existenz ermöglicht wird und die Verbraucher letztendlich die Milch doch teurer bezahlen, zwar nicht direkt aus dem Geldbeutel an der Supermarktkasse, allerdings über die Steuern, die sie an den Staat entrichten müssen.

Das eigentliche Problem der Misere ist jedoch die Industrialisierung der Milchproduktion mit immer mehr hochgezüchteten Tieren, deren Belastbarkeitsgrenze augenscheinlich ignoriert wird. Glückliche Kühe gibt es nur noch in der Werbung und auf Höfen, die längst nicht mehr konkurrenzfähig sind. Sogenannte Turbokühe produzieren im Jahr etwa 10000 Liter Milch und zollen diesem Druck Tribut, indem sie öfters dadurch krank werden und ohnehin eine geringere Lebenserwartung haben. Um solche Leistungen erbringen zu können, bekommen die Tiere spezielles Kraftfutter.

Wenn eine Subvention dauerhaft Wirkung zeigen soll, muss diese genau an dieser Stelle ansetzen. Landwirte, die dafür Sorge tragen, dass es jene glücklichen Kühe, die friedlich auf der Weide grasen, tatsächlich gibt, sollten subventioniert werden. Es muss ein Anreiz geschaffen werden, diesen Wahnsinn zu stoppen.

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